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Machtkampf in Gambia Ein Exempel für uneinsichtige Herrscher

Der abgewählte Präsident Gambias will die Macht nicht abgeben. Doch Truppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft werden ihn dazu zwingen.

Patrik Wülser

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Patrik Wülser ist Leiter der Auslandredaktion von Radio SRF. Von 2011 bis 2017 war er Afrikakorrespondent für SRF und lebte mit seiner Familie in Nairobi (Kenia).

SRF News: Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas stehen bereit, um in Gambia dem gewählten Präsidenten Adama Barrow in sein Amt zu helfen. Wieso diese militärische Machtdemonstration der Ecowas?

Patrik Wülser: Gambia eignet sich, um ein Exempel zu statuieren. Das Land ist so gross wie die Kantone Graubünden und Tessin zusammen – ein Zwergstaat also. Geopolitisch und wirtschaftlich ist Gambia unbedeutend. Zudem verfügt das Land bloss über eine Armee von 1000 Soldaten. Die Ecowas-Truppen müssen also nichts befürchten, wenn sie hier intervenieren. Die Westafrikaner wollen demonstrieren, dass man ein solches Verhalten – der nicht wiedergewählte Präsident Yahya Jammeh will die Macht nicht abgeben – nicht mehr akzeptiert.

Die neue Generation von westafrikanischen Politikern akzeptiert ein Verhalten wie jenes von Jammeh nicht mehr.

Müssen sich künftig also auch andere afrikanische Länder auf ein neues Verhalten der Ecowas einstellen?

Barrow ist vereidigt

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Adama Barrow ist am Donnerstag als neuer Staatschef Gambias vereidigt worden. Barrow legte den Amtseid in der gambischen Botschaft im Senegal ab, weil der bisherige Präsident, Yahya Jammeh, seine Macht nicht abgeben will. Die Inaugurations-Zeremonie Barrows wurde im staatlichen Fernsehen übertragen.

Gambia bleibt vorerst wohl ein Einzelfall. Doch er zeigt, dass sich in den vergangenen Jahren in Westafrika einiges verändert hat. In mehreren Staaten der Region haben friedliche Machtwechsel stattgefunden; so in Nigeria 2015 oder vergangenen Dezember in Ghana. Es ist eine neue Generation von Politikern an die Macht gekommen, die nun klarmacht, dass ein Verhalten, wie es der bisherige Präsident Jammeh in Gambia zeigt, nicht mehr akzeptiert wird. Man ist bereit zur Intervention, und Gambia ist jetzt der erste Versuch dafür. In den nächsten Jahren könnten ähnliche Interventionen allerdings auch in anderen Staaten stattfinden.

Jammeh in Weiss blickt in die Kamera mit erhobenem Zeigfinger.
Legende: Der uneinsichtige, seit 22 regierende, aber abgewählte Präsident Jammeh. Keystone

Gambia droht nun eine Zeit der Unsicherheit, vielleicht sogar der Gewalt. Was bedeutet das für den kleinen westafrikanischen Staat?

Wie mir ein Kollege aus Banjul am Telefon geschildert hat, sind die Strassen leer, die Geschäfte geschlossen. Die Versorgung mit Lebensmitteln wird immer schwieriger. Auch sind die Schulen Universitäten zu. Es herrscht Furcht, und bereits sind mehrere zehntausend Menschen ins benachbarte Senegal geflohen. Trotzdem gibt es Grund für einigen Optimismus: Die gambische Armee- und Polizeiführung hat entschieden, vom abgewählten Präsidenten Jammeh keine Befehle mehr entgegenzunehmen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Krieg mit den Ecowas-Truppen kommt. Das stimmt mich optimistisch.

Eine Frau mit einem Kind auf dem Arm steht einsm vor einem verschlossenen Haus.
Legende: Leere Strassen in Gambias Hauptstadt Banjul. Keystone

Gambia ist geografisch stark mit dem Senegal verbunden. Wie stark ist dieses von der unruhigen Lage in Gambia betroffen?

Gambia ist völlig vom Senegal umschlossen. Deshalb sind die Senegalesen darauf angewiesen, dass sie Gambia problemlos durchqueren können. Es liegt im starken Interesse Senegals, dass der wirtschaftliche Alltag funktionieren kann. Deshalb darf in Gambia nun nicht das Chaos ausbrechen.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

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