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Aussenminister Gabriel: «Enttäuschend, unnötig und unangemessen»
Aus News-Clip vom 28.02.2017.
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Deutsch-türkische Beziehung «Ein sehr tiefer Tiefpunkt»

  • Der deutsche Journalist Deniz Yücel wurde in der Türkei verhaftet.
  • In Deutschland führt das zu wütenden Reaktionen.
  • Die deutsch-türkischen Beziehungen sind getrübt.

Peter Voegeli

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Peter Voegeli ist seit Sommer 2015 SRF-Korrespondent in Deutschland. Er arbeitet seit 2005 für Radio SRF, zunächst als USA-Korrespondent, danach als Moderator beim «Echo der Zeit».

SRF News: Wie hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Deniz Yücels Verhaftung reagiert?

Peter Voegeli: Merkel nannte den Entscheid bitter und sagte, sie werde sich für eine rechtsstaatliche Behandlung von Yücel einsetzen. Sie hoffe auf eine baldige Freilassung. Auffällig daran: Für ihre Verhältnisse hat Merkel ungewöhnlich schnell reagiert und sie hat ein Versprechen abgegeben. Das sind aber vorerst nur Worte. In Zeiten von Trump und Erdogan-Rhetorik klingen sie relativ vorsichtig.

Was sagt die türkische Gemeinde in Deutschland?

Die Mehrheit von der Türken in Deutschland sind Erdogan-Anhänger. Sie heissen das Vorgehen der türkischen Staatsanwaltschaft gut. Yücel ist für sie ein Aktivist und nicht ein Journalist.

Ich wünsche mir, dass die Türken in Deutschland auch mal die Stimme erheben und Solidarität mit Yücel zeigen – auch die, die Erdogan eigentlich für einen interessanten politischen Führer halten.
Autor: Ulf Poschardt Chefredaktor «Die Welt»

Was können deutsche Politiker im Fall Yücel sonst tun?

Wenn sie überhaupt etwas tun können, dann muss es politischer Druck hinter den Kulissen sein. Die türkische Politik wird sagen, es sei ein Fall für die Justiz. Da kann Bundeskanzlerin Merkel nicht viel dagegen sagen.

Die türkische Führung muss wissen, dass das nicht irgend ein Fall ist. Wir werden uns mit allen Möglichkeiten für Deniz Yücel einsetzen, die uns rechtlich und politisch zur Verfügung stehen.
Autor: Nils Annen Aussenpolitischer Sprecher der SPD

Beziehungstest beider Länder

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Aussenminister Sigmar Gabriel sieht die deutsch-türkischen Beziehungen durch die Inhaftierung Yücels massiv belastet. Das Verhältnis beider Länder «steht gerade vor einer der grössten Belastungsproben in der Gegenwart», sagte er. Zudem hat Gabriel den türkischen Botschafter nach dpa-Informationen zu einem Gespräch ins Auswärtige Amt gebeten.

Möglich wäre es auch, einen für März geplanten Auftritt von Präsident Erdogan in Deutschland zu verbieten. Das wäre aber juristisch sehr schwierig und würde die Erdogan-nahen Türken, die ohnehin nur türkische Medien konsumieren, noch stärker in dessen Arme treiben. Merkel hat Erdogan zudem schon früher in Deutschland auftreten lassen. Die Geister, die sie damals rief, wird sie jetzt nicht mehr los.

Ist das ein neuer Tiefpunkt in der Beziehung zwischen Deutschland und der Türkei?

Ganz klar, sogar ein sehr tiefer Tiefpunkt. Die türkische Gemeinde ist aufgeheizt und gespalten. Die Medien berichteten über Vorwürfe von Spionage in Deutschland gegen Türken mit deutschem Pass. Schon das hat zu einer angespannten Beziehung geführt. Mit Yücel geht es jetzt sogar um einen Journalisten, der einen deutschen Pass hat, für eine deutsche Zeitung schreibt und wegen seiner Arbeit verhaftet wurde. Das wird das Thema in der Öffentlichkeit weiter aufheizen.

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