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International Geldtransfer-Firmen schröpfen Afrika

Schickt man über Geldtransfer-Firmen Geld nach Afrika, ist das teurer, als wenn man die gleiche Summe nach Asien oder Südamerika verschickt. Der schwarze Kontinent verliert so jedes Jahr Milliarden an Dollar – das zeigt eine neue Studie.

Die Ökonomin Maria Quattri von der Denkfabrik Overseas Development Institute (ODI) präsentiert in ihrem Bericht «Lost in Intermediation – verloren durch Vermittlung» eindrückliche Zahlen, die der schwarze Kontinent jedes Jahr durch Geldtransfer verliert: zwei Milliarden US-Dollar. ODI bringe seit 50 Jahren immer wieder Vorschläge, die dazu beitragen würden, die Armut in Entwicklungsländern zu verringern, sagt Quattri. Die neue Studie zeigt: Für das verlorene Geld könnte man in Afrika 14 Millionen Kinder zur Schule schicken. Oder 21 Millionen Menschen mit sauberem Wasser versorgen. Oder bessere sanitäre Einrichtungen für acht Millionen Menschen. Jedes Jahr.

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«Lost in Intermediation - verloren durch Vermittlung»
aus Echo der Zeit vom 16.04.2014. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 17 Sekunden.

Keine tieferen Gebühren trotz internationalem Druck

Geld, das man einsparen könnte, würden die Geldtransfer Firmen für Afrika ähnlich tiefe Gebühren verrechnen, wie für andere Regionen der Welt. Doch das tun sie nicht – trotz internationalem Druck erklärt Quattri. Die Weltbank publiziere zudem regelmässig Daten über die Bargeldüberweisungen – und die internationale Gemeinschaft wisse, dass Afrika die höchsten Kosten dafür trage. Für Regionen wie Südasien, Karibik und Lateinamerika seien die Gebühren in der letzten Zeit gesunken. Der Trend für Afrika jedoch sei nicht vielversprechend.

Fehlende Konkurrenz als Hauptproblem

Western Union gibt für diese höheren Gebühren für Afrika auf Anfrage verschiedene Gründe an: Währungsschwankungen, Kosten für den Schutz der Konsumenten, lokale Steuern, das Volumen an Geldüberweisungen und auch unterschiedliche regulatorische Voraussetzungen. Das alles könne die Gebühren und die Wechselkurse beeinflussen.

Die regulatorischen Voraussetzungen sind in Afrika vielerorts nicht einfach. Das bestätigt auch Quattri. Für sie ist das Hauptproblem jedoch die fehlende Konkurrenz. Die beiden dominanten Figuren sind die amerikanischen Firmen Western Union und MoneyGram. Sie teilen sich den Markt fast untereinander auf. Quattri macht ein extremes Beispiel: In Gabun kontrolliert Western Union den Markt, in Libera ist es MoneyGram. Sie haben jeweils die Kontrolle über 98 Prozent des lokalen Marktes.

Dass so die Kosten für Gebühren kaum sinken, versteht sich von selber. Doch Western Union macht in der schriftlichen Stellungnahme darauf aufmerksam, dass es bereits heute möglich sei, gebührenfrei Geld zu überweisen, wenn der Transfer über das eigene Bankkonto geschehe.

Kaum Alternativen für die Bevölkerung

Doch genau das ist das Problem, sagt Quattri. «Die meisten Menschen in Afrika haben kein Bankkonto.» Und deshalb spielten die Regierungen hier eine wichtige Rolle. Sie müssten anderen Anbietern von Bargeld-Transfers erlauben, ebenfalls ihre Dienstleistungen anzubieten, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Sie geht davon aus, dass dadurch die Gebühren sinken würden.

Mittlerweile ist es zwar technologisch auch in Afrika möglich, über andere Wege Bargeld zu verschicken. So kann man sich vielerorts über das Mobiltelefon Bargeld vom Ausland überweisen lassen. Doch lässt sich diese Gutschrift in Afrika nicht so einfach in Bargeld umwandeln. Denn die Bankomaten fehlen und auch die Läden haben keine elektronischen Lesegeräte. Also bleibt auch hier nur der Gang zu den beiden grossen Playern auf dem afrikanischen Bargeld-Markt: Western Union und MoneyGram – eben mit entsprechenden Kosten für Gebühren.

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