Zum Inhalt springen

Header

Audio
Ostukraine – nun auch ein Wirtschaftskrieg
Aus Echo der Zeit vom 15.03.2017. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 53 Sekunden.
Inhalt

Konflikt in der Ukraine «Gräben in der Ukraine werden immer tiefer»

Die ukrainische Regierung verhängt eine Wirtschaftsblockade über die prorussischen Separatistengebiete im Osten der Ukraine. Das könnte den Konflikt verschärfen, sagt SRF-Korrespondent David Nauer.

David Nauer

Box aufklappen Box zuklappen

David Nauer ist Korrespondent von Radio SRF in Russland. Von 2006 bis 2009 hatte Nauer für den «Tages-Anzeiger» aus Moskau berichtet, anschliessend aus Berlin.

SRF News: Was sind die Gründe für diese Handelsblockade?

David Nauer: Die Handelsblockade ist eine Reaktion auf das Vorgehen der Separatisten. Diese haben vor kurzem ukrainische Unternehmen, die auf Separatistengebiet liegen, enteignet. Auch das war wieder eine Reaktion. Nämlich darauf, dass ukrainische Nationalisten Eisenbahnlinien in die Separatistengebiete blockiert haben. Die beiden Seiten befinden sich in einer Eskalationsspirale und geben sich gegenseitig die Schuld daran.

Darum geht es

  • Die Regierung in Kiew hat heute eine Totalblockade gegen Gebiete unter Kontrolle prorussischer Separatisten im Osten erlassen.
  • Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat zuvor angeordnet, den gesamten Güterverkehr mit den von Separatisten gehaltenen Gebieten in der Ostukraine zu stoppen.
  • Der Konflikt in der Ukraine wird immer mehr zum Wirtschaftskrieg.

Schadet sich Kiew nicht selbst damit?

Doch. Es gab bereits eine Teilblockade der Separatistengebiete durch ukrainische Nationalisten. Die Regierung in Kiew erklärte damals, dadurch würde im Land langfristig ein Milliardenschaden entstehen. Jetzt macht die gleiche Regierung genau diese Blockade zur offiziellen Politik. Zudem ist die Ukraine auf Kohle aus den Seperatistengebieten angewiesen. Die Statistiken zeigen, dass das Land in den letzten Wochen immer mehr Kohle importieren musste und diese Kohle ausgerechnet in Russland einkauft – also genau dem Land, das aus ukrainischer Sicht der Aggressor ist. Meiner Meinung nach ist das alles keine zusammenhängende Politik.

Wieso schafft es die Regierung in Kiew nicht, auf die Separatisten zuzugehen?

Präsident Petro Poroschenko und seine Regierung sind Geiseln ihrer eigenen Politik.
Autor: David Nauer Russland-Korrespondent

Die Ukraine fühlt sich von Russland angegriffen und die Separatisten werden als reine Handlanger Moskaus gesehen. Daraus leitet sich ab, dass Kiew zu keinen Kompromissen bereit ist. Dazu muss man sagen: Natürlich unterstützt der Kreml die Ukraine massgeblich.

Die unversöhnliche Haltung der Ukraine trägt aber auch dazu bei, dass man eine Lösung findet.
Autor: David Nauer Russland-Korrespondent

In der ukrainischen Bevölkerung entsteht sogar eine Stimmung, dass man es den in den Separatistengebieten mal zeigen müsse, diese Stimmung muss die Regierung jetzt bedienen.

Wird dieser Schritt die Gräben weiter vertiefen?

Tatsächlich driften die Separatistengebiete immer weiter weg von Kiew – und zwar in Richtung Russland. In den Supermärkten stehen schon fast nur noch russische Lebensmittel. Und der Rubel ist seit neustem auch offizielles Zahlungsmittel.

Mit dem heutigen Entscheid werden auch noch die letzten Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine gekappt.
Autor: David Nauer Russland-Korrespondent

Das ist für die Menschen in den Separatistengebieten sehr hart. Das Gebiet ist so schon bitterarm, es soll auch schon zu Entlassungen gekommen sein. Die Menschen machen die Regierung in Kiew dafür verantwortlich – nicht Russland oder die Separatistenchefs. Das führt dazu, dass die Gräben in der Ukraine immer tiefer werden.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel