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«Die Trump-Wahl hat Japan alarmiert»
Aus SRF 4 News aktuell vom 20.03.2017.
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Abe auf Europa-Tour Japan sucht neue Freunde

Mit der Wahl von Donald Trump braucht Japan neue Partner – die USA sind unzuverlässig geworden. Freunde sucht der japanische Premierminister Shinzo Abe jetzt in Europa, es gibt aber Meinungsverschiedenheiten. Journalist Martin Fritz aus Japan schätzt ein.

Martin Fritz

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Der Journalist Martin Fritz arbeitete als Radio-Korrespondent für die ARD in Tokio. Als freier Journalist berichtet er auch über Nord- und Südkorea. Vorher war er fünf Jahre lang Südasien-Korrespondent in Neu-Delhi. Er hat Politik in Münster, Los Angeles und London studiert.

SRF News: Was will der japanische Premierminister in Europa?

Martin Fritz: Japan will seinen Einsatz für den Freihandel mit den Europäern koordinieren. Man ist am Ausbau des Freihandels interessiert. Wie wichtig das ist, zeigte sich am G20-Finanzministertreffen in Baden-Baden: Die USA wollten sich nicht zum Freihandel bekennen. Trump hatte zuvor die Verträge mit der EU und mit den pazifischen Staaten gestoppt, zu denen auch Japan gehört. Dagegen will Premierminister Shinzo Abe mit seiner Tour durch Europa ein Zeichen setzen.

Darum geht es:

  • Der japanische Premierminister Shinzō Abe ist auf Europa-Tour.
  • Die EU ist ein wichtiger Handelspartner für Japan.
  • Japan sucht neue sicherheitspolitische Verbündete.
  • Bisher war Japans Sicherheit stark abhängig von den USA.

Wie wichtig ist Europa als Absatzmarkt für japanische Produkte?

Die EU ist nach den USA und China der drittwichtigste Handelspartner von Japan. Schwerpunkte sind Elektronik, Maschinen, Fahrzeuge und Chemie. Japanische Firmen wie beispielsweise Nikon oder Olympus machen grosse Anteile ihrer Umsätze in Europa. Die EU ist auch als Standort für die Japaner sehr wichtig, weil sie von dort aus den Nahen und Mittleren Osten bedienen.

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen kommen aber dennoch nicht zum Abschluss. Warum nicht?

Abe hat gesagt, er wünsche sich einen frühzeitigen Abschluss der Gespräche. Für die Japaner geht es unter anderem darum, dass der EU-Einfuhrzoll von zehn Prozent für japanische Autos wegfällt. Das Problem ist, dass die Europäer ihrerseits auf eine Öffnung des japanischen Agrarmarktes drängen. Da wollen die Japaner nur so viele Zugeständnisse machen, wie sie auch im Freihandelsvertrag der Pazifikstaaten gemacht haben. Das wiederum reicht den Europäern nicht.

Spielt Europa sicherheitspolitisch eine Rolle für Japan?

Japan will die EU vor allem für eine andere Sichtweise auf China und Russland gewinnen. Die USA und Japan sehen das chinesische Streben nach Vorherrschaft in Asien kritisch und wollen dagegenhalten. Die Europäer sind da viel vorsichtiger, weil sie Angst um ihre Geschäfte mit China haben. Unterschiedliche Haltungen hat man auch beim Thema Russland: Die EU-Sanktionen gegen Russland gefallen Japan nicht, denn sie stören den Versuch, einen jahrzehntealten Streit um die Kurilen-Inseln zu beenden und endlich einen Friedensvertrag mit Russland zu schliessen. Für diese beiden Punkte wirbt Abe in Europa.

Der Turm eines Panzers
Legende: Panzer auf den Kurilen: Japan und Russland haben wegen der Inselgruppe seit dem Zweiten Weltkrieg nie ein Friedensabkommen unterzeichnet. Keystone

Setzt Japan in Sachen Sicherheitspolitik immer noch auf die USA?

Die Trump-Wahl hat Japan alarmiert. So stark wie noch nie hat man in Japan gemerkt, dass man nur einen einzigen Sicherheitspartner hat: die USA. Die ist seit der Trump-Wahl aber nicht mehr zuverlässig. Daher betont Aber neuerdings die gemeinsamen Werte von Demokratie und Freiheit, um näher an Europa heranzurücken und die Abhängigkeit von den USA zu mildern.

Ist Europas Rolle dadurch wichtiger geworden?

Die Japaner würden sich wünschen, Teil eines grösseren Militärbündnisses zu werden und die Abhängigkeit von den USA zu verringern. Die Nato ist für Japan aber Tabu. Insofern bleibt Abe nur die Möglichkeit, auf diplomatischem Weg näher an Europa heranzurücken.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

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