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International Kinder in Kriegsdiensten – eine afrikanische Realität

Eigentlich gehörten sie in die Schule. Doch in Südsudan kämpfen Tausende von Kindern als Soldaten. Nun will eine berüchtigte Miliz 3000 Kindersoldaten frei lassen. Die Aktion wirft ein Schlaglicht auf die abertausenden afrikanischen Kinder, die jährlich zwangsrekrutiert werden.

Eine Miliz im Südsudan hat nach Verhandlungen mit den Vereinten Nationen die Freilassung von rund 3000 Kindersoldaten zugesagt. Rund 280 Kinder seien im Ort Gumuruk im Osten des Konfliktlandes in die Freiheit entlassen worden, teilte das Kinderhilfswerk Unicef mit.

Sie seien zwischen 11 und 19 Jahre alt und hätten teilweise vier Jahre lang für die «South Sudan Democratic Army Cobra Faction» gekämpft, hiess es. Rund 2700 weitere junge Soldaten sollen in den nächsten Wochen freikommen. Insgesamt seien im Südsudan allein im vergangenen Jahr 12'000 Kinder von Milizen als Kindersoldaten rekrutiert worden.

Vom der Schule aufs Schlachtfeld

Die genauen Umstände der Freilassung sind nicht bekannt. Patrik Wülser, Korrespondent von SRF, vermutet allerdings politische Motive dahinter. Im Südsudan tobe seit über zwei Jahren ein Bürgerkrieg, vor rund zehn Tagen hätten die rivalisierenden Lager einen, wenn auch brüchigen Frieden geschlossen: «Teil der Vereinbarung war wohl die Auflösung der Miliz, die nun wieder in die ordentliche Armee integriert werden soll.» Die Kindersoldaten seien mutmasslich vor diesem Hintergrund frei gekommen.

Doch wie gerieten die Kinder überhaupt in den «Dienst» der Miliz? Die Rekrutierung von Kindersoldaten in Afrika geschieht, wie Wülser ausführt, oft ganz profan: «Viele werden einfach auf dem Schulweg oder bei Überfällen zuhause entführt.»

Keines der Kinder wurde freiwillig zum Soldaten.
Autor: Patrik Wülser Afrika-Korrespondent von SRF

Anderen Kindern, berichtet Wülser aus dem Kongo, sei etwa gesagt worden, sie würden zu einem Fussballturnier gebracht. «Stattdessen verschleppte man sie in den Regenwald, um die Kinder dann als Soldaten abzurichten.» Die Biographien der einzelnen Kindersoldaten mögen unterschiedlich sein. Eine Gemeinsamkeit sieht Wülser aber: «Keines der Kinder wurde freiwillig zum Soldaten.»

Patrik Wülser

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Patrik Wülser ist Leiter der Auslandredaktion von Radio SRF. Von 2011 bis 2017 war er Afrikakorrespondent für SRF und lebte mit seiner Familie in Nairobi (Kenia).

Auf dem ganzen Kontinent gibt es schätzungsweise 120‘000 Kindersoldaten. Ein Kampf gegen Windmühlen, auch wenn 3000 von ihnen jetzt befreit werden konnten? «Es liegt natürlich nahe, von einem Tropfen auf den heissen Stein zu sprechen», so Wülser. «Aber für diese 3000 Kinder ist die Befreiung ein unfassbares Glück.» Eine solche Fügung kann in manchen Fällen am Anfang eines neuen Lebens stehen, weit weg von den grauenhaften Erlebnissen der Kindheit.

In Nairobi sei er kürzlich einem südsudanesischen Anwalt begegnet, «einem intelligenten, jungen Mann. Auch er war einst Kindersoldat, heute ist er Anwalt. Es kann eben auch gut ausgehen», berichtet Wülser. Einen ähnlichen Neustart will die Unicef nun auch den befreiten Kindersoldaten in Südsudan ermöglichen.

Diese Kinder wurden gezwungen, Dinge zu tun und mitanzusehen, die kein Kind je erleben sollte
Autor: Jonathan Veitch Leiter Unicef Südsudan

Vorerst werden sie in Aufnahmezentren mit Kleidung, Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten versorgt und auch psychologisch betreut. Die Wiedervereinigung mit ihren Familien könnte aber schwierig werden, da Millionen Menschen im Südsudan vertrieben wurden oder in den Nachbarländern Schutz gesucht haben.

Die Kinder tragen traumatische Erfahrungen mit sich, wie Wülser aus einem Besuch in einem der Lager weiss. «Im kongolesischen Nordkivu erlebte ich einen Jungen, er sang mit wunderschöner Stimme. Beim Essen hat er erzählt, wie viele Menschen er bereits umgebracht, wie viele Frauen er vergewaltigt hat.»

«Diese Kinder wurden gezwungen, Dinge zu tun und mitanzusehen, die kein Kind je erleben sollte», sagt auch Jonathan Veitch, der Leiter von Unicef Südsudan über die befreiten Kinder im Südsudan. Der Weg zurück in ein einigermassen normales Leben wird ein steiniger.

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