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Im Vordergrund wird Kohle abgebaut, im Hintergrund steht ein grosses Kraftwerk.
Legende: Vermag die EU auch andere Länder von strengen Klimazielen zu überzeugen? Keystone
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International Können neue EU-Klimaziele auch China und die USA überzeugen?

Stolz verkündete der EU-Kommissionspräsident die neuen EU-Klimaziele. Damit gehe Europa in die internationale Führungsrolle, urteilte José Manuel Barroso. Unklar ist, ob diese Ziele auch andere grosse Klimasünder wie die USA und China überzeugen können – nur das wäre wirksame Klimapolitik.

Die neu beschlossenen Klimaziele der EU umfassen im Wesentlichen drei Punkte, welche die EU bis ins Jahr 2030 erreichen will:

  • Den Ausstoss von Treibhausgasen um mindestens 40 Prozent zu senken, im Vergleich zum Jahr 1990
  • Den Anteil der erneuerbaren Energien, wie Wind und Sonne, auf mindestens 27 Prozent zu steigern
  • Den Energieverbrauch um mindestens 27 Prozent zu senken, im Vergleich zur projektierten Höhe ohne jegliche politischen Massnahmen

Diese Ziele sind klimatechnisch gesehen erfreulich; besonders weil die EU der weltweit einzig grössere Wirtschaftsraum ist, der sich selbst solche Klimaziele auferlegt. Damit ist der Kern des Problems aber auch gleich genannt: Wie die Grafik zeigt, stossen alleine China und die USA beinahe die Hälfte der weltweiten Treibhausgase aus.

Legende:
Die grossen Klimasünder: Prozentualer Anteil der CO2-Emissionen, nach Ländern, im Jahr 2013 EIA

Solange die grossen Klimasünder, also Länder wie China und die USA, keine namhafte Klimapolitik betreiben, bleiben de facto auch die europäischen Anstrengung eher ein Tropfen auf den heissen Stein: Die Klimaerwärmung ist ein globales Problem, das nicht vor Ländergrenzen Halt macht.

«Es braucht immer einen Leader»

Entsprechend hofft die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf eine starke Signalwirkung. «Europa wird ein entscheidender Spieler», sagte Merkel nach den Verhandlungen in Brüssel. Denn die europäische Klima-Einigung gilt als Voraussetzung für den nächsten grossen Internationalen Klimagipfel in Paris 2015. Dort will sich die Internationale Gemeinschaft auf bindende Klimaziele einigen.

Die Hoffnungen Merkels sind nicht völlig unrealistisch, sagt Paula Castro, Spezialistin für Internationale Klimapolitik an der Universität Zürich. «Es braucht immer einen Leader. Damit sich andere Länder sozusagen gedrängt fühlen, auch mitzuziehen», so Castro. Gleichzeitig fügt sie an, dass Experten ambitiösere Klimaziele von der EU erwartet haben: «So imponiert werden die anderen Länder also auch nicht sein», sagt Castro.

Man braucht definitiv die USA und China um den Klimawandel wirklich zu stoppen.
Autor: Paula CastroExpertin für Klimapolitik, Universität Zürich

Letztendlich sei es entscheidend, die beiden grössten Klimasünder – China und die USA – zu überzeugen, mit an Bord zu kommen und ihre Klimapolitik anzupacken. Weil sich die beiden Länder aber seit Jahren gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, bleibt Castro skeptisch, dass es zu einer Einigung kommt.

Problem Klimaerwärmung ist erkannt

Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF, ist zuversichtlicher: «Seit rund einem Jahr tauschen sich China und die USA intensiv über eine koordinierte Klimapolitik aus.» Hofstetter meint, dass eine mögliche internationale Einigung – unter europäischer Führung – in Paris 2015 realistischer ist als auch schon. Er sei positiv gestimmt.

Eine Einigung zur Reduktions-Zielen in Paris ist realistisch – wohl aber keine ambitiösen Ziele.
Autor: Patrick HofstetterKlima-Experte WWF

Mittlerweile haben die meisten Länder erkannt, dass die Klimaerwärmung ein Problem ist. Der politische Wille zur Reduktion von Treibhausgasen habe zugenommen, so Hofstetter. Zudem gäbe es auch vermehrt technische Lösungen zur Reduktion von Treibhausgasen, die für die Wirtschaft gut verkraftbar seien.

Umweltziel wird nicht erreicht

Hofstetter sagt aber auch, dass das Reduktions-Ziel der EU – die Treibhausgase um 40 Prozent zu senken – nicht ausreichend ist: «Für das 2-Grad-Ziel müssten die Industrieländer ihre Emissionen um rund 60 Prozent reduzieren», sagt Hofstetter. Erwärmt sich das Klima «nur» um 2 Grad, sollten gravierende Umweltschäden vermieden werden, sagen viele Klimawissenschaftler. Vor diesem Hintergrund sind also auch die Ziele des Klima-Leaders EU nicht ambitiös genug.

Legende:
In welchen Ländern werden pro Kopf am meisten Treibhausgase ausgestossen? Weltweit höchste CO2-Emissionen pro Kopf, nach Ländern, in Tonnen, im Jahr 2010 United Nations

Paris 2015

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Die Klimakonferenz wird vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris stattfinden. Dort soll als Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedsstaaten der UNO-Klimarahmenkonvention vereinbart werden.

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