Kroatien, nun 28. Mitglied der EU – ist ein Land der Gegensätze. Die modernisierte Adriaküste steht im Kontrast zum Hinterland. Während man die Strecke vom nördlichen Rijeka bis ins südlich gelegene Dubrovnik auf neu gebauten Autobahnen zurücklegt, machen einem im Landesinnern immer wieder Schlaglöcher zu schaffen. Der neue Mitgliedsstaat der Europäischen Union hat noch mit einigen Baustellen zu kämpfen.
Druck und Hilfe aus Brüssel
Das 4,4 Millionen Einwohner zählende Land kämpft mit einer schwächelnden Wirtschaft. Laut den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das kroatische Bruttoinlandsprodukt 2013 noch ein Negativ-Wachstum von -0,2 Prozent ausweisen. Die Zahl der Arbeitslosen liegt aktuell bei 22 Prozent. SRF Südosteuropa-Korrespondent Walter Müller sieht den Grund darin vor allem in der staatlichen Misswirtschaft: «Insbesondere die vielen Staatsfirmen führten aufgrund von Überbeschäftigung und einer schlechten Infrastruktur zur Verschuldung. Die staatlichen Schiffswerften sind dabei das beste Beispiel. Die schreiben seit gut zehn Jahren negative Zahlen.» Auf Geheiss Brüssels wurden diese nun privatisiert oder geschlossen, was auch zu Entlassungen führte. «Diese Anpassungskosten lohnen sich in Zusammenhang mit den politischen und wirtschaftlichen Reformen aber allemal,» erklärt Müller.
Reformbedarf besteht vor allem in Hinblick auf die grassierende Korruption. Der Reformwille ist laut Müller zwar vorhanden, vor allem auf Verwaltungsebene ist sie aber weiterhin ein Problem. «Bei staatlichen Bauprojekten ist es immer noch so, dass entweder Geld verschwindet oder die Aufträge unter einigen wenigen Firmen aufgeteilt werden.»
Tourismus als wichtigstes Standbein
Wie sich Kroatien in der EU beweisen wird, ist noch offen. Fluch und Segen zugleich ist dabei der Tourismus. Er ist momentan das Hauptstandbein des Landes. Vergangenes Jahr besuchten 10 Millionen ausländische Gäste das Land und brachten rund 7 Milliarden Euro Umsatz.«Diese Abhängigkeit von einer einzelnen Branche birgt Gefahren,» meint Walter Müller. «Der Tourismus ist auch stark wetterabhängig.» Doch diese Branche präge auch die Haltung gegenüber der EU im Land. «Durch den Tourismus ist Kroatien stärker mit den anderen europäischen Ländern verbandet als die restlichen Staaten Ex-Jugoslawiens», meint Müller. «Man will zu Europa und der Union gehören.»
Nun ist dieses Ziel erreicht. Einziger Wermutstropfen: für ein grosses Beitrittsfest in der Hauptstadt Zagreb hat die Regierung aufgrund leerer Kassen kein Geld. Und auch die Zahl der hohen Gäste fällt mager aus. Sowohl Angela Merkel wie auch David Cameron können aus terminlichen Gründen nicht an den Feiern teilnehmen.