Mitglieder der Präsidentengarde haben in Burkina Faso den Staatschef Michel Kafando gestürzt. Die Putschisten nennen sich selbst «Nationaler Rat für Demokratie». In einer Erklärung hiess es, man wolle eine geordnete Rückkehr des Landes zur Demokratie gewährleisten.
Die Mitglieder der Präsidentengarde hatten eine Kabinettssitzung gestürmt und Geiseln genommen. Darunter Präsident Kafando und Regierungschef Yacouba Isaac Zida.
Laut Medienangaben sei Brigadegeneral Gilbert Diendéré der Anführer des Staatsstreichs. Der 54-Jährige war früher Sicherheitschef unter dem im vergangenen Jahr gestürzten Langzeitpräsidenten Blaise Compaoré.
Warnschüsse und Ausgangssperre
Sicherheitskräfte feuerten in der Hauptstadt Warnschüsse ab, um Proteste gegen den Staatsstreich im Keim zu ersticken. Die Putschisten erklärten, die Luft- und Landesgrenzen seien geschlossen. Zudem verhängten sie eine nächtliche Ausgangssperre, um Protesten vorzubeugen.
Die Vereinten Nationen und die Europäische Union forderten umgehend die Freilassung und Wiedereinsetzung der international anerkannten Übergangsregierung. Kafando und Regierungschef Yacouba Isaac Zida kamen nach dem Sturz des Langzeitpräsidenten Blaise Compaoré im vergangenen Jahr an die Macht.
«Die EU fordert die sofortige Freilassung der Gefangenen sowie Respekt für die Übergangsregierung und das Allgemeinwohl», erklärte die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte umgehend die Freilassung der Regierungsmitglieder gefordert.
Anhänger des alten Präsidenten
Nach Massenprotesten war Blaise Compaoré 2014 ins Nachbarland Elfenbeinküste geflohen. Die Präsidentengarde, die hinter dem jüngsten Putsch steht, soll weiterhin zu ihm stehen. Die Übergangsregierung hatte jüngst die Auflösung der etwa 1200 Mann starken Truppe angekündigt. Mehrere Kandidaten, die als Gefolgsleute Compaorés galten, wurden zudem nicht zu den für den 11. Oktober geplanten Neuwahlen zugelassen.
Burkina Faso
Das westafrikanische Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Zuschüsse und Auslandskredite machen rund 70 Prozent des Staatshaushaltes aus. In dem rohstoffarmen Binnenland am Rand der Sahel-Zone leben knapp 19 Millionen Menschen – meist von der Landwirtschaft. Die Fläche entspricht etwa der von Grossbritannien. Das Land war bis 1960 als Obervolta Teil Französisch Westafrikas. 1984 nannte die Regierung den Staat in Burkina Faso um, was mit «Vaterland der Ehrenwerten» oder «Land der Unbestechlichen» übersetzt wird. Nach Unruhen legte 2014 Präsident Blaise Compaoré nach 27 Jahren sein Amt nieder. Ihm folgte Übergangspräsident Michel Kafando. |