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International Putins Kritiker leben gefährlich

Der russische Präsident ist in seinem eigenen Land beliebt wie selten zuvor. Über 80 Prozent der Bevölkerung sind zufrieden mit ihm. Nach wie vor aber gibt es in Russland Stimmen, die Putin heftig kritisieren. Eine davon ist Yevgenia Albats, die Chefredaktorin der Wochenzeitung «The New Times».

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Russlands Stimme der Opposition
aus Echo der Zeit vom 27.01.2015. Bild: Reuters
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Hätte Stalin geahnt, was aus der Zeitung «Novoje Vremja» einmal werden würde, hätte er sie wohl nicht gegründet. 1943 habe der sowjetische Diktator die Zeitschrift als Propaganda-Organ des KGB ins Leben gerufen, erzählt die heutige Chefredaktorin, Yevgenia Albats.

Während der Perestrojka, der Öffnung in den 1980er Jahren sei daraus ein Blatt der Demokratiebefürworter geworden. Mitte des ersten Jahrzehnts nach der Jahrtausendwende wurde aus der «Novaja Vremja» «The New Times», eine wichtige Stimme der Opposition und eine Zeitschrift, deren Autoren kein Blatt vor den Mund nehmen. In der jüngsten Ausgabe beispielsweise gibt Chefredaktorin Albats Präsident Putin direkt die Schuld an der aktuellen Wirtschaftskrise.

Widerstand hat Putin aufgeschreckt

Putin habe das Land in die Krise geritten, mit seinem Projekt einer neuen Mini-Sowjetunion. Ökonomisch sei das widersinnig und politisch nicht machbar. Der Widerstand in der Ukraine habe Putin aufgeschreckt, ist die studierte Politologin mit Schwerpunkt Bürokratie überzeugt.

Putin versuche die Russen davon zu überzeugen, dass die Vergangenheit besser gewesen sei, sagt Albats. Entwicklungen wie Meinungsfreiheit hätten in diesem Weltbild keinen Platz. Das grosse Problem, sei dass in Russland die Aufklärung nicht stattgefunden habe.

Solche Analysen stiessen vor allem bei der gebildeten Mittelklasse in den russischen Städten auf Interesse, sagt Albats. Dabei könnten sie und ihre Kollegen auch schreiben, was sie wollten. Aber sie zahle einen hohen Preis, sagt Albats. Die Behörden behinderten sie und ihre Kollegen bei ihrer Arbeit, bei der Verbreitung ihrer Zeitung und sie fühle sich auch bedroht:

Gefährliches Leben als Chefredaktorin

Die einzige Möglichkeit die New Times zum Schweigen zu bringen, sei sie, die Chefredaktorin umzubringen. Und das sei etwas, mit dem sie täglich rechnen müsse.

Trotzdem will Albats nicht klagen. Wer sich in Russland für den Journalismus entscheide, wisse welche Risiken er auf sich nehme und müsse mit seiner Angst selbst fertig werden. Sie selbst mache das ganz bewusst. Russland sei ihre Heimat und sie finde es falsch, dieses Land ineffizienten, dummen, korrupten Beamten zu überlassen. Sie könne nicht schweigen. Dabei macht sie sich zurzeit ernsthafte Sorgen. In der jüngsten Ausgabe der New Times vergleicht die Chefredaktorin die aktuelle Situation mit derjenigen in den Vorkriegszeiten von 1913 und 1938:

Das Risiko eines neuen Krieges in Europa sei gross, glaubt sie, wenn der Konflikt in der Ukraine nicht bald gelöst werden könne. Albats hofft, dass die prekäre wirtschaftliche Situation Putin zum Umdenken zwingen würde, insbesondere zu einem Rückzug aus der Ukraine. Vom Westen fordert sie derweil, dass dieser zu seinen Prinzipien stehe, nicht mehr, nicht weniger.

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