- Matteo Renzi ist wieder Chef der italienischen Sozialdemokraten, des Partito Democratico (PD): Der ehemalige Premierminister hat die parteiinterne Wahl mit über 70 Prozent der Stimmen gewonnen.
- Er setzte sich dabei gegen Justizminister Andrea Orlando und den Präsidenten der süditalienischen Region Apulien, Michele Emiliano, durch.
- An der Wahl beteiligten sich nach Angaben der Partei fast zwei Millionen Wähler.
- Nach seiner Wiederwahl zum Parteichef könnte Renzi offiziell als Kandidat des Mitte-links-Blocks für das Amt des Premierministers aufgestellt werden.
Matteo Renzi hat seine wenig bekannten Konkurrenten mit mehr als 70 Prozent der Stimmen locker aus dem Feld geschlagen. Das hatten fast alle erwartet. Auch darum blieben gestern viele zu Hause; die Beteiligung an der Vorwahl war deutlich geringer als vor vier Jahren.
Anders als vor vier Jahren ist Renzi auch nicht mehr der junge, strahlende, unverbrauchte Hoffnungsträger. Denn in seinen drei Jahren als Ministerpräsident gelang auch Renzi vieles nicht. So konnte er etwa die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien nicht senken. Und sein Projekt, die Verfassung in zentralen Punkten zu ändern, erlitt im Dezember an der Urne Schiffbruch.
Zweite Chance für Renzi
Und trotzdem erhält Renzi eine zweite Chance, als Parteichef und als Spitzenkandidat für die Wahl im nächsten Frühjahr. Die Mitglieder und Sympathisanten des sozialdemokratischen Partito Democratico trauen es offenbar einzig ihm zu, bei dieser Wahl zu siegen.
Einfach wird es nicht werden: In Umfragen erzielt das Movimento Cinque Stelle, die Protestpartei Beppe Grillos, derzeit bessere Werte als Renzis PD. Gleichzeitig hat Italien immer noch ein Wahlrecht, das kaum zu einer stabilen Mehrheit führt.
Bisher einziger Kandidat
Seit gestern ist Renzi zurück und wird von heute an als Wahlkämpfer durchs Land ziehen. Einen Vorteil hat er dabei: Weder das Movimento noch die zersplitterte Rechte haben bisher Spitzenkandidaten bestimmt – für die Wahlen, die spätestens in einem Jahr stattfinden.
Das sagt Italien-Korrespondent Franco Battel
Renzi hat das Verfassungsreferendum im Herbst zwar verloren, doch gegen den Widerstand aller anderen Parteien erzielte er dabei immerhin 40 Prozent Zustimmung beim Volk. Auf dieses Potenzial hofft nun seine Partei PD. Gelingt dies, könnten Renzis Sozialdemokraten tatsächlich weiterregieren. Renzis Chance könnte darin liegen, dass es seine Konkurrenten, das Movimento Cinque Stelle von Komiker Peppe Grillo und die bürgerliche Rechte, nicht schaffen, valable Spitzenkandidaten für die nächste Wahl aufzustellen. |
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