Zum Inhalt springen

Header

Video
Im Propaganda-Krieg des Kremls
Aus Rundschau vom 01.06.2022.
abspielen. Laufzeit 11 Minuten 38 Sekunden.
Inhalt

Russische Journalistinnen Desertiert aus Putins Propagandakrieg

Tatjana Uljanowa nimmt kein Blatt vor den Mund: «Wer ein Verbrechen verschweigt, macht sich auch dafür verantwortlich», sagt die Journalistin gegenüber der «Rundschau». Sie weiss, wovon sie spricht. Einige Wochen nach Kriegsausbruch erhielt sie als Produzentin beim Fernsehsender NTV den Auftrag, ein Video zu schneiden. Es sollte den Beschuss der Geburtenklinik in Mariupol als Fake News abtun.

«Ich habe dann vorgeschlagen, dass ich ein Video über diesen Angriff mache und die Opfer zeige. Sie sagten: ‹Nein, es dürfen keine Leute auf den Bildern sein. Zeige nur die zerstörten Häuser, keine Leute.› Ich habe damals in den Chat meiner Familie geschrieben, dass ich wohl bald kündigen werde. Denn jetzt zwingen sie mich, zu sagen, dass der Angriff auf die Geburtenklinik ein Fake ist.»

Video
Tatjana Uljanowa: «Die Journalisten haben eine riesige Verantwortung»
Aus News-Clip vom 01.06.2022.
abspielen. Laufzeit 28 Sekunden.

Die Literaturwissenschafterin Sylvia Sasse forscht zur russischen Desinformation. «Im Grunde bekommt die russische Bevölkerung die gesamte Welt als verkehrte Welt vorgeführt. Alles wird einmal umgedreht», sagt die Professorin der Universität Zürich.

Putin führe einen Angriffskrieg, sage aber, Russland verteidige sich. Auch der Krieg selbst werde in den Medien als unecht, als Theater dargestellt. So werden im Staatsfernsehen vermeintliche Fake News entlarvt. Demnach sollen etwa die Gräueltaten von Butscha eine reine Inszenierung des Westens sein.

Video
Sylvia Sasse: «Das Nazi-Narrativ wurde bereits bei der Annexion der Krim verwendet»
Aus News-Clip vom 01.06.2022.
abspielen. Laufzeit 30 Sekunden.

Dass Russland mit diesem Krieg die Ukraine von den Nazis befreie, klingt in westlichen Ohren absurd. Doch das russische Narrativ der angeblich faschistischen Ukraine ist alt. Und seit den Maidan-Protesten in Kiew 2013 wird es von den Medien verbreitet.

Farida Kurbangalejewa war damals Nachrichtensprecherin beim staatlichen Sender «Russland 1». Sie sagt, der Sender sei damals von einer Informations- in eine Propagandainstitution umgebaut worden.

Für Kurbangalejewa ist klar, dass sich Russland mit der jahrelangen Desinformation der Bevölkerung ein langfristiges Problem eingehandelt hat. «Selbst wenn Putin stirbt, stellt sich die Frage, wie man mit all jenen Leuten umgeht, die nichts anderes kennen, als das, was sie im Fernsehen gesehen haben.»

Mühlen der Desinformation mahlen weiter

Derweil mahlen die Mühlen der Desinformation weiter. Täglich schüren Experten in Talkshows Hass und Verunsicherung. Sie erzählen etwa, dass der Westen die russische Zivilisation auslöschen wolle. Oder dass Polen eine Invasion in die Ukraine plane.

Video
Zusammenschnitt aus russischen Propagandasendungen
Aus News-Clip vom 01.06.2022.
abspielen. Laufzeit 39 Sekunden.

Tatjana Uljanowa lebt heute in Spanien. Sie wurde entlassen, weil sie sich in den sozialen Medien kritisch zum Krieg äusserte. Danach fühlte sie sich bedroht, bat beim spanischen Konsulat in Moskau um Unterstützung und reiste aus. Derzeit lebt sie mit ihrem Freund in Barcelona. Es ist unklar, wann sie zurückkehren kann. Wer in Russland öffentlich den Darstellungen des Verteidigungsministeriums widerspricht, dem droht ein Strafverfahren.

SRF Rundschau, 01.06.2022, 20:05 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel