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International War der UNO-Generalsekretär Opfer eines Mordkomplotts?

Vor 54 Jahren kam UNO-Generalsekretär Dag Hammerskjöld bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Offiziell ein Unfall – doch es könnte auch Mord gewesen sein. Nun macht sich die UNO daran, den Tod aufzuklären. Denn es gibt berechtigte Zweifel an der Unfallversion.

Die Nacht vom 17. auf den 18. September 1961 über dem Kongo war klar, das Wetter stabil. Dennoch stürzte kurz nach Mitternacht die DC-6 mit UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld und fünfzehn weiteren Menschen an Bord ab. Warum, ist bis heute ungeklärt.

Hammarskjöld war unterwegs von der kongolesischen Hauptstadt Léopoldville – heute Kinshasa – in die rebellische Provinz Katanga. Sein Ziel: Frieden stiften im blutigen Kongo-Konflikt.

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Hammerskjöld: «Ich bleibe auf dem Posten»
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Den Grossmächten lästig

Als Hammarskjöld sein Amt antrat, sahen die meisten in ihm einen harmlosen schwedischen Funktionär. Doch er entpuppte sich rasch als prinzipientreuer, engagierter UNO-Chef. Weil er so tatkräftig und unabhängig war, wurde er den Grossmächten lästig. Die Sowjetunion forderte gar explizit seinen Rücktritt. Doch aus dem Amt drängen liess er sich nicht.

Auch an seinem Vermittlungsversuch im Kongo hielt er fest. Um zu verstehen, wie heikel dieser war, muss man sich in die Zeit zurückversetzen. Der frühere Belgisch-Kongo war gerade unabhängig geworden. Regierungschef Patrice Lumumba lehnte sich an Moskau an – zum Ärger der westlichen Kolonialmächte.

Sie wollten mit allen Mitteln die Ausbreitung des Kommunismus' auf Afrika verhindern, und ihren Zugriff auf die enormen Rohstoffreserven sichern – Uran, Kupfer, Kobalt. Deshalb unterstützten sie die Katanga-Rebellen. Söldner wurden eingesetzt, Geheimdienste waren aktiv. Der Kalte Krieg hatte Afrika erreicht.

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Kennedy: «Expressing my deep sense of shock and lost»
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Viele offene Fragen

Hammarskjöld wusste, wie gefährlich seine Mission war. Er hielt an ihr fest – und kam um. Nach seinem Tod erhielt er in Schweden ein Staatsbegräbnis. Auch US-Präsident John F. Kennedy zollte ihm Tribut. Doch waren es mehr als Krokodilstränen, die in den Regierungskanzleien über Hammarskjöld vergossen wurden?

Offizielle Absturzursache ist bis heute ein Pilotenfehler. Doch sehr bald tauchten Fragen auf, die sich nicht einfach als Verschwörungstheorien abtun liessen: Warum fehlen die Funkaufzeichnungen auf dem Flughafen, auf dem Hammarskjöld hätte landen sollen?

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Zeugin des Absturz: «Komm rasch schauen, Frau!»
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Warum begann die Suche nach dem Wrack und dem Opfer erst mit stundenlanger Verzögerung? Hat der Leibwächter, der als einziger den Absturz für ein paar Stunden überlebte, wirklich nichts gesagt? Warum behinderten die Briten das Eintreffen von Abfangjägern, die Hammarskjölds Maschine hätten schützen sollen?

Ein Expertenbericht stützt die Mordtheorie

Weil Interessen mächtiger Staaten auf dem Spiel stehen, schob auch die UNO eine ernsthafte Aufklärung auf die sehr lange Bank. Erst Ende 2014 beschloss die Generalversammlung, eine Expertengruppe einzusetzen. Diese hat jetzt ihren Bericht vorgelegt. Nach monatelangen Recherchen, auch vor Ort, fand sie zwar keinerlei Belege für die zeitweise ebenfalls verbreitete Sabotage- und Entführungstheorie.

Hingegen sehr wohl Indizien für einen gezielten Abschuss, also ein Mordkomplott gegen Hammarskjöld. Genügend Material jedenfalls, um eine ernsthafte Untersuchung einzuleiten. Sie soll am Ende erlauben, die Schuldigen zu benennen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon macht erstmals auch Druck auf möglicherweise in die Sache verwickelte Staaten, darunter Grossbritannien und die USA. Sie sollen bisher hartnäckig zurückgehaltene Dokumente und Aufzeichnungen endlich offenlegen.

54 Jahre nach dem Absturz könnte das Rätsel um den Tod von Dag Hammarskjöld doch noch gelöst werden.

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