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Mafiöse Zustände in Italiens Bauwesen begünstigen Pfusch am Bau
Aus SRF 4 News aktuell vom 22.08.2017.
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Erdbeben auf Ischia Warum auch nach leichten Beben in Italien Häuser einstürzen

Obwohl es Gesetze für Erdbebensicherheit gibt, sind in Italien viele Häuser schlecht gebaut. Schuld sind Schlendrian und die Mafia, sagt Italien-Mitarbeiter Rolf Pellegrini.

SRF News: Warum führt ein eher schwacher Erdstoss gleich zu Todesopfern?

Rolf Pellegrini: Die Italiener sind ja eigentlich begnadete Baumeister. Aber diese kommen nicht immer zum Zug. Viele Häuser sind schlecht gebaut. Vor allem jene, die in der Nachkriegszeit gebaut wurden.

Italiener sind – wenn sie wollen – begnadete Baumeister.
Autor: Rolf Pellegrini

Rolf Pellegrini

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Rolf Pellegrini war während Jahrzehnten für SRF, früher Schweizer Radio DRS, tätig. Unter anderem leitete er die «Echo»-Redaktion, war Frankreich- und zuletzt während mehr als einem Jahrzehnt Italienkorrespondent. Aktuell unterstützt er die SRF-Berichterstattung aus Italien.

Dass alte Bauten einstürzen, Bauten aus dem Mittelalter, das kann man verstehen. Pardoxerweise bleiben diese aber häufig länger stehen, als moderne Bauten. Dass neue Gebäude nicht standhalten, die angeblich nach antiseismischen Regeln gebaut wurden, das ist ein Skandal.

70 Prozent aller Schulhäuser in ganz Italien sind nicht sicher. Und eine unbestimmte Zahl von Spitälern ebenfalls. Wir haben letztes Jahr gesehen, wie nicht nur alte Häuser zusammenstürzten, sondern auch moderne.

Warum haben denn in Italien nicht besser gebaut? Fehlt es an Know How?

Nein. Aber Schlendrian und rücksichtslose Gewinnsucht sind weit verbreitet. Da werden schlechte Materialien benützt und sämtliche Regeln – wo und wie man baut – missachtet. Billig muss es sein. Und wenn etwas passiert, dann hat man halt Pech gehabt.

Die Untersuchungen nach einer Katastrophe, um skrupellosen Architekten, Ingenieuren und Baumeistern das Handwerk zu legen, sind langwierig und Bestrafungen selten. Und natürlich gibt es die Mafia und mafia-ähnliche Beziehungen im Bauwesen. Im Süden etwas mehr als im Norden. Und alle Kontrollen können diese tief verwurzelten Missstände nicht beseitigen.

Die Bevölkerung ist verzweifelt und protestiert, trotzdem bewegt sich wenig.
Autor: Rolf Pellegrini

Sogar ein Jahr nach einem Beben gibt es immer noch viele Schuttberge und die Wiederaufbauarbeiten haben noch nicht begonnen. Das haben wir so in Mittelitalien gesehen. Die Bevölkerung ist verzweifelt und protestiert, trotzdem bewegt sich wenig.

Es ist nicht das erste Mal, dass man darüber redet, dass in Italien nicht alles erdbebensicher ist. Wird sich das irgendwann verbessern?

Ich bin pessimistisch, wenn ich die Gepflogenheiten eines Teils der italienischen Gesellschaft sehe.

Das Gespräch führte Joël Hafner.

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