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Panorama Der Tierstimmen-Sammler aus Alaska

Briefmarken oder Münzen – es gibt viele Dinge, die man sammeln kann. Der Biologe Hank Lentfer hat sich für Tierstimmen in Alaska entschieden. Ein Hobby, für das es nicht nur ein gutes Mikrofon braucht, sondern auch etwas Glück und vor allem sehr viel Geduld.

Die Raben krächzen, glucksen und singen, und manchmal schlagen ihre Schnäbel zusammen. Ungewohnte Laute, die aus dem Lautsprecher tönen. Hank Lentfer lehnt sich in seinem Stuhl zurück und sagt: «Man kann den Rest seines Lebens damit verbringen, nur die Stimme dieses einen Vogels aufzunehmen. Unglaublich, diese Vielfalt, diese Dialekte und Akzente auch in den verschiedenen Gegenden von Alaska!» Der 49-jährige Biologe kommt beim Anhören seiner Aufnahmen richtiggehend ins Schwärmen.

Der Biologe Hank Lentfer.
Legende: Hank Lentfer: «Unser Projekt soll in einer visuellen Welt das Hören wieder stärker ins Zentrum stellen.» Beat Soltermann, SRF

Die Tierwelt hat im Leben von Lentfer schon immer eine grosse Rolle gespielt. Sein Vater erforschte Eis- und Braunbären, und er selber lebt heute mit seiner Familie beim Eingang zum Glacier Bay National Park – der Heimat von unzähligen Tierarten.

So spannend wie Tierfotografie

Die Sache mit der Tierstimmen-Sammlung kam ins Rollen, als sich Lentfer mit dem Radiomann Richard Nelson zusammentat: «Wir hatten die Idee, eine Tonsammlung aufzubauen – ein Geräuscharchiv, ähnlich wie ein Pflanzenterrarium oder ein Fotoalbum.»

Wichtig seien ein gutes Mikrofon, wenig Wind und keine raschelnden Blätter. Und vor allem viel, viel Geduld. Es sei ähnlich wie bei der Tierfotografie. Auch bei Tonaufnahmen müsse man sich viel Zeit nehmen.

Das Hören ins Zentrum stellen

Achtzig Tage hätten sie für die Aufnahme eines Wolfs gebraucht. Sein Kollege Richard sei um 3 Uhr früh mit dem Kajak mitten im Nationalpark aus der Bay ans Ufer gepaddelt und habe das Tier erst gar nicht gesehen. «Der Wolf begann zu heulen und Richard packte sein Aufnahmegerät aus. Das Raubtier war bloss 10 Meter entfernt», erzählt Lentfer. Die Wolf-Aufnahme ist eine der besten, die es weltweit gibt. Wenn man die Ohren spitzt, hört man sogar einen zweiten Wolf, der aus der Ferne antwortet.

«Wir leben in einer visuellen Kultur», sagt Hank. «Es geht immer darum, was wir sehen. Unser Tonprojekt ist Teil einer grösseren Bemühung, das Hören wieder stärker in den Mittelpunkt zu stellen.»

Das laute Trompeten eines Wals zum Beispiel. Oder das Schnäuzen eines Seeotters; der Flügelschlag eines Kolibris.

Sammlung für die Wissenschaft

Aufnahmen, die nicht nur das Herz von Hank Lentfer höher schlagen lassen. Sogar die Nationalpark-Verwaltung in Washington ist auf sein Hobby aufmerksam geworden. Nächsten Sommer wird Lentfer in ihrem Auftrag im Denali-Nationalpark in Alaska Jagd auf Tierstimmen machen. Und die Cornell Universität in New York, die über eine der weltweit grössten Tonsammlungen verfügt, hat Hank Lentfers Tieraufnahmen in die Sammlung aufgenommen.

Die Sammeltätigkeit sei nie zu Ende, sagt der Mann aus Alaska. Es gebe immer eine Wunschliste von Tierstimmen, die man gerne hätte oder, noch schlimmer, fast schon mal eingefangen hatte. – Seine Traum-Aufnahme? «Vermutlich ein Wanderfalke, der aus der Luft runterschiesst auf einen Vogel, etwa einen Strandläufer. Ich hab‘s schon gehört, aber hatte nie das Mikrofon parat. Es tönt wie ein Militärjet.»

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