Vor 9 Uhr am Morgen ist es noch ruhig im Genfer Hafenbecken. Bis auf den entfernten Berufsverkehr und einigen Möwen ist wenig zu hören. Noch fehlt das bekannte Rauschen und mit ihm der weisse Wasserstrahl, dessen Bogen weit über die Dächer von Genf ragt.
Sieben Tonnen Wasser in der Luft
Der Maschinenraum des jet d'eau ist gut geschützt. Die Passanten müssen vom Wasserstrahl geschützt werden, wenn er mit 200 Kilometern pro Stunde aus dem See schiesst.
Eigentümerin und Betreiberin des jet d'eau sind die Genfer Elektrizitätswerke. Im Maschinenraum stehen «Salève» und «Jura»: Die zwei Generatoren in roten Gehäusen erzeugen zusammen ein Megawatt Strom und treiben jeweils eine Turbine an. Danach schiesst das Wasser in die Luft. Gesamthaft 500 Liter pro Sekunde, erklärt Luyet.
Wenn der jet d'eau läuft, befinden sich sieben Tonnen Wasser in der Luft. Eine riesige Menge Energie, die da aus dem jet d'eau hinaufspritzt. Doch ursprünglich war der Springbrunnen für das Gegenteil gedacht – um Druck abzulassen.
Ein paar Zahlen zum Genfer jet d'eau
Wie spritzt das Wasser maximal? | 140 Meter |
Wie schnell schiesst das Wasser in die Höhe? | 200 Kilometer pro Stunde |
Wieviel Wasser spritzt aus der Düse? | 500 Liter pro Sekunde |
Was leisten die Pumpen? | 1000 Kilowatt |
Raus damit!
1886 entstand das Bâtiment des Forces Motrices. Eine zentrale Pumpstation wurde von der Rhône angetrieben und beförderte über 20 Pumpen das Wasser über ein Röhrensystem zum lokalen Gewerbe. Der Wasserdruck drehte die Mühlen der Bäcker, trieb Druckmaschinen an und liess die Bohrer und Fräsen der Uhrenmacher rotieren.
Energie konnte so in Form von Wasserdruck transportiert werden. Ende des 19. Jahrhunderts war das eine Neuheit. Jeweils am Abend schlossen die Betriebe den Wasserhahn. Damit das Rohrsystem nicht platzte, brauchte es ein Überdruckventil: den jet d'eau.
Schon damals erfreuten sich Passanten am Schauspiel. Schnell wurde dieses Überdruckventil zu dem, was es heute ist – eine Attraktion.