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Wasserwirbel-Kraftwerke Der Aargauer Wasserwirbel-Traum ist definitiv geplatzt

Grosse, grüne Hoffnungen weckte das erste und einzige Wasserwirbel-Kraftwerk bei seiner Eröffnung 2010 in Schöftland. Sogar vom gewinnbringenden Export dieser Technologie träumten viele. Doch inzwischen haben die Schöftler Genossenschaft und eine eng verbundene Firma Konkurs angemeldet.

Es beginnt wie eine Erfolgsgeschichte: 2010 wird das Wasserwirbelkraftwerk Schöftland eröffnet. Mit dabei als «Götti» der berühmte Schweizer Abenteurer Betrand Piccard. 2011 erhält die Genosseschaft des Kraftwerks vom Bundesamt für Energie den «Watt d'Or» - den bedeutendsten Preis für Innovationen im Energiebereich.

Video
Inder wollen Aargauer Wasserkraftwerk
Aus Schweiz aktuell vom 21.07.2014.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 6 Sekunden.

2014 schon erzählt der ehemalige Genossenschaftspräsident gegenüber einer Nachrichtenagentur, dass das Konzept der Wasserwirbelkraftwerke exportiert werde.

1000 Anlagen seien allein in Indien geplant und würden in den nächsten Jahren realisiert. Die Sendung «Schweiz aktuell» von SRF (vgl. Video) berichtete ebenfalls über den Besuch indischer Experten im Suhrental. Die Hoffnung in Schöftland: Mit den Lizenzgebühren könnte die Genossenschaft künftig Geld verdienen.

Doch 2016 fällt das Kartenhaus zusammen: Die Genossenschaft meldet im Juni Konkurs an, sie sei überschuldet. Das Kraftwerk in Schöftland rentiert nicht, von Aufträgen aus dem Ausland ist nichts zu sehen. Offenbar haben viele Anteilseigner ziemlich viel Geld verloren, erfährt man aus dem Umfeld. Das Konkursverfahren ist allerdings noch immer im Gang.

Auch die eidgenössische Finanzmarktaufsicht ermittelt immer noch. Der Verdacht: Die Genossenschaft habe fixe Zinsen versprochen für die Anteilsscheine und damit eine «bankenähnliche Tätigkeit» ohne Bewilligung ausgeübt. Einige Genossenschafter sprechen auch von einem «Schneeballsystem».

Jetzt landet ein weiteres «Wasserwirbel-Dossier» auf dem Tisch des Konkursamtes: Die Firma «DST Group green-cube.org Swiss Projekte GmbH» hat per 28. November ebenfalls Konkurs angemeldet, ist im Amtsblatt vom Freitag zu lesen. Das Konkursamt kann noch keine genaueren Angaben machen, der Firmeninhaber und ehemalige Genossenschaftspräsident aus Schöftland ist für SRF nicht erreichbar.

Noch im Sommer hatte dieser Mann gegenüber SRF behauptet, er seien überall auf der Welt Wasserwirbelkraftwerke in Planung, in Indien sogar bereits im Bau. Klar ist: Die Firma DST green-cube.org hat damit wohl nichts zu tun, die Genossenschaft aus Schöftland wird davon nicht profitieren. Kurs: Der grosse Traum vom Ausbau und Export der Technologie, der Aargauer Wasserwirbel-Traum ist geplatzt. Definitiv.

Vorteile des Wasserwirbels

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Das Kraftwerk kann mit wenig Wasser in kleinen Bächen Strom produzieren für mehrere Haushalte. Die Technologie ist interessant für Entwicklungsländer: Solche Wasserwirbel-Kraftwerke können in abgelegenen Dörfern die heute bestehenden Dieselgeneratoren iersetzen, mit denen man dort Strom produziert.

Die Technologie aber lebt tatsächlich weiter: Es ist eine Firma aus Zug, die in Indien tatsächlich den Bau mehrerer Wasserwirbel-Kraftwerke plant. Diese Firma hatte sich das Projekt in Schöftland angesehen, wollte zuerst mit der Genossenschaft zusammenarbeiten, distanzierte sich dann aber davon, wie der Firmenchef auf Anfrage von SRF erklärt.

Im Jahr 2017 soll eine erste Pilot-Anlage in Indien gebaut werden, dann suche man Investoren. Die Technologie sei ausgereifter als im Kraftwerk von Schöftland: Der Wirkungsgrad beispielsweise dank neuen Rotoren etwa doppelt so hoch. Der Firmeninhaber aus Zug glaubt an die Technologie - will aber erst näher informieren, wenn die Pilot-Anlage wirklich läuft.

Die Wasserwirbel-Technologie wird also exportiert. Aber nicht aus dem Aargau, sondern aus dem Kanton Zug.

Das Kraftwerk in Schöftland läuft noch: Nur verdient damit niemand Geld. Und in der Schweiz dürften wohl kaum weitere Kraftwerke gebaut werden - denn das Parlament will in der neuen Energiestrategie des Bundes Kleinkraftwerke explizit nicht fördern.

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