Die Solothurner Regierungsratswahlen bieten zwei Überraschungen: Unerwartet gut schneidet Roland Fürst ab. Mit gut 30'000 Stimmen landet er nach den beiden bereits gewählten Bisherigen auf dem dritten Rang. Der Abstand zur vierten Brigit Wyss (Grüne) beträgt fast 2000 Stimmen. Und mit diesem Abstand konnte man nicht rechnen.
Fürst holt freisinnige Stimmen
Eigentlich wurde erwartet, dass die Kandidaten von FDP, CVP, SVP und Grüne relativ eng beieinander liegen würden. Roland Fürst aber zieht davon. Sein Rezept: Ein sehr aktiver Wahlkampf mit vielen persönlichen Plakaten (auch ohne Parteibezug), viele Aktivitäten auch in sozialen Medien. Dazu kommt, dass Fürst als Direktor der Solothurner Handelskammer wohl auch viele freisinnige Wähler für sich gewinnen konnte.
Auf der anderen Seite steht die grosse Überraschung Andreas Bühlmann: Das Resultat des zweiten SP-Kandidaten ist schlicht und ergreifend katastrophal. Mit nur 23'103 Stimmen landet der ausgewiesene Finanzfachmann auf dem letzten Platz vor Aussenseiter Hugo Ruf. Sein Abstand zur grünen Brigit Wyss beträgt beinahe 5000 Stimmen.
Die SP muss die Kandidatur Bühlmann überdenken
Damit hat niemand gerechnet. Nicht nur die Sozialdemokraten, auch viele Beobachter im Solothurner Wahlzentrum zeigten sich am Sonntag etwas ratlos. Möglicherweise sind drei Kandidaturen aus dem links-grünen Lager einfach zu viel für den Kanton Solothurn. Vielleicht konnte Brigit Wyss auch mit ihrem Geschlecht punkten.
Fakt ist: Im Hinblick auf den zweiten Wahlgang muss sich die SP überlegen, ob sie Andreas Bühlmann aus dem Rennen zurück zieht. Nur so kann sich das links-grüne Lager die Chance auf einen zweiten Regierungssitz bewahren. Brigit Wyss von den Grünen scheint die aussichtsreichere Kandidatur zu sein.
Auf der anderen Seite kann sich Roland Fürst von der CVP seiner Sache sehr sicher sein. Sein Vorsprung ist komfortabel, sein Platz im zweiten Wahlgang damit gesichert. Wer am Schluss das Rennen macht, das hängt nun vor allem davon ab, welche «Päckli» die Solothurner Parteien schnüren. Im bürgerlichen Lager braucht es wohl ebenfalls eine Konzentration auf wenige, dafür aussichtsreiche Kandidaten.