Der Anlass hat eine lange Tradition: Das erste Eidgenössische Sängerfest wurde 1843 in Zürich durchgeführt. Heute treffen sich die Sängerinnen und Sänger aus dem ganzen Land alle sechs bis acht Jahre zum fröhlichen Wettstreit.
Ein wichtiges Element ist das Vorsingen vor Experten. Dieses ist zwar freiwillig, doch die meisten Chöre tun es. Auch wenn es ein Risiko beinhalte, wie ein Sänger des Männerchors Meltingen (SO) sagt: «Ich habe von einem Chor gehört, der letztes Wochenende nach dem Expertenurteil komplett enttäuscht war. Die Dirigentin lief weinend davon.» Es komme vor, dass die Chöre von den Expertenbewertungen enttäuscht seien, sagt Chef-Experte Patrick Secchiari. Aber meistens seien sie froh, wenn sie ein Feedback erhalten.
In der Englischen Kirche Meiringen leitet die Dirigentin Gabriela Moser das offene Singen - eine Neuheit an einem Schweizer Gesangfest. Eine Stunde lang kann mitsingen, wer will. Am Schluss füllen vierstimmige Lieder die Kappelle. «Es sind sicher geübte Sängerinnen und Sänger», sagt Gabriela Moser. Doch hier gehe es überhaupt nicht um Perfektion. «Sondern um die Freude am Singen.»
Diese zeigt sich auch spontan, in den Festzelten, wenn ein Chor am Tisch ein Lied anstimmt. Und wer am Gesangfest in Meiringen etwas ganz Besonderes erleben will: Es gibt Singen in der Aareschlucht, bei den Giessbachfällen oder in der Räterichsboden-Staumauer.
415 Chöre machen dieses Jahr in Meiringen mit. Am zehntägigen Anlass hat jeder Chor sein individuelles Festprogramm mit Konzerten, Vorträgen, Ateliers und Ausflügen zu den verschiedenen «Klangorten» in der Region gebucht.
Abgeschlossen wird das Gesangsfest am 21. Juni mit dem Tag der Musik.