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Bern Freiburg Wallis Sexismus im Alltag: «Viele Betroffene kennen ihre Rechte nicht»

Im Internet teilen zurzeit viele Frauen und auch einige Männer ihre Erfahrungen mit Sexismus im Alltag. Die Berichte und die Reaktionen darauf zeigen: Sexismus ist allgegenwärtig. Was tun Unternehmen im Kanton Bern dagegen? Und weshalb suchen Betroffene oft keine professionelle Hilfe?

Wer bei der Migros Aare arbeitet und andere Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sexuell belästigt, muss mit Sanktionen rechnen. Eine Verwarnung, eine ordentliche oder eine fristlose Kündigung kann die Folge sein. «Diese Konsequenzen werden intern kommuniziert. Trotzdem gibt es immer wieder entsprechende Vorfälle», sagt Andrea Bauer, Mediensprecherin der Migros Aare. Wie viele es sind, kann sie nicht sagen.

Für Bauer ist wichtig, dass sich Angestellte bei einer Beschwerde ernst genommen fühlen und dass die Sozialberatung den Vorfall so bald als möglich untersucht. Zudem dürfe für die Person, die eine Beschwerde einreicht, keine negativen Folgen entstehen.

Auch an der Hotelfachschule Thun Unterrichtsstoff

Auch an der Hotelfachschule Thun werden die Studentinnen und Studenten im Umgang mit Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz geschult. «Das Thema ist Teil des Unterrichts», sagt Schulleiter Christoph Rohn. Zudem erhalten die Hotelfachschülerinnen und -schüler einen Kodex, der aufzeigt, wie sie mit dem Thema Sexismus und sexueller Belästigung umgehen sollen.

Obwohl in der Gastronomie, ähnlich wie im Verkauf, viel Kundenkontakt besteht und die Branche für ihren zum Teil ruppigen Umgangston bekannt ist, gingen bei der Hotelfachschule Thun kaum Meldungen ein im Zusammenhang mit Sexismus oder sexueller Belästigung. «In den letzten fünf Jahren hat sich eine einzige Studentin bei der Schulleitung gemeldet», so Rohn.

Am Inselspital wenig Fälle von Sexismus

Wagen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht, sich an ihren Arbeitgeber zu wenden? «Vermutlich ja», sagt Martina Hutter von der Personalabteilung des Berner Universitätsspitals Insel. Auch bei ihnen gingen im letzten Jahr kaum Beschwerden im Zusammenhang mit Sexismus oder sexueller Belästigung ein – es waren weniger als ein Prozent der ganzen Fälle, welche an die Personalabteilung gelangten.

Viele Betroffene kündigen lieber, als sich zur Wehr zu setzen.
Autor: Anouchka Chardonnens Juristin bei der Freiburger Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau

Woran liegt das? Eine Antwort hat Anouchka Chardonnens von der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau des Kantons Freiburg: «Viele Betroffene kennen ihre Rechte nicht. Sie kündigen lieber, als dass sie sich zur Wehr setzen.»

Medienberichte oder Aktionen in den sozialen Medien wichtig

Chardonnens fordert deshalb, dass man Sexismus und sexuelle Belästigungen in den Medien verstärkt thematisiere. «Berichte wie über den ehemaligen französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn sind wichtig.» Opfer von Sexismus oder sexueller Belästigung würden sich darin wiedererkennen und merken, dass sie sich wehren können, auch vor Gericht.

Genau deshalb sei die Aktion, die derzeit in den sozialen Medien in der Schweiz laufe, wichtig, sagt Raphaela Hettlage von der Stadtberner Fachstelle für die Gleichstellung von Mann und Frau. Unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei berichten Männer und Frauen dort über ihre Erfahrungen mit Sexismus und sexueller Belästigung im Alltag. Hettlage erhofft sich, «dass die Aktion noch stärker sensibilisiert im Umgang mit dem Thema Sexismus. Und dass allen klar wird: So etwas wollen wir nicht haben.»

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)

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