Nicolas Bürgisser (FDP), im Amt seit 2007, stellt gleich klar, was es heisst, Oberamtmann zu sein: «Es braucht einen extrem, man steht Tag und Nacht zur Verfügung, kann nirgends hingehen, ohne mit Problemen belagert zu werden. Sogar auf Facebook schreiben mir die Leute.»
Auch inhaltlich ist der Job nicht immer spannend: Nachbarn, die sich wegen eines Gartenzauns an die Gurgel gehen – auch das ein Fall für den Oberamtmann. «Das wird sogar noch zunehmen mit dem verdichteten Bauen. Ich stelle fest, dass die Leute viel zu viel Zeit haben, um zu streiten.»
Die Leute haben zu viel Zeit, um zu streiten.
24 Stunden auf Pikett, kaum ein Privatleben, streitende Nachbarn – klingt nicht wirklich reizvoll. «Kein Job hat nur schöne Aspekte, auch die weniger schönen gehören dazu», sagt der parteilose Kandidat Manfred Raemy dazu. Was aber möchten die Kandidaten im Oberamt bewegen?
«Mein Schwerpunkt ist die Entwicklung der Wirtschaftsregion Sense», sagt CVP-Kandidat Albert Studer. Und ist in guter Gesellschaft: «Dass man sich für die Arbeitsplätze in der Region einsetzt und für den Verkehr», sieht auch FDP-Kandidat Andreas Freiburghaus als Priorität. «Und dass die Jungen nach der obligatorischen Schulzeit eine Lehre machen können», ergänzt Markus Zosso (SVP).
«Vielleicht eine Ausnahmebewilligung …»
Eine der Hauptaufgaben des Oberamtmanns sind Baubewilligungen. In seiner Hand liegt es zum Beispiel, einer neuen Firma möglichst zügig grünes Licht für den Bau zu geben. «Auch wenn vielleicht eine Ausnahmebewilligung notwendig ist», sagt Andreas Stalder von den Freien Wählern.
Es ist ein offenes Rennen um das Oberamt des Sensebezirks. Klar scheint bei fünf Kandidaten nur, dass am 6. November noch nicht klar ist, wer neuer Oberamtmann wird. Sondern dass dieser erst in einem zweiten Wahlgang, am 27. November, ermittelt wird.
Die fünf Kandidaten für das Oberamt:
Andreas Freiburghaus: «Motor für den Bezirk»
FDP, 54 Jahre alt, wohnhaft in Wünnewil, verheiratet, vier Kinder. Freiburghaus ist Meisterlandwirt und Agro-Treuhänder. Seit 2011 ist er Gemeinderat von Wünnewil-Flamatt, seit diesem Jahr Gemeindepräsident.
Manfred Raemy: «Arbeit der Region Sense weiterführen»
Parteilos, 42 Jahre alt, wohnhaft in Wünnewil, verheiratet, zwei Kinder. Raemy ist seit 2008 Geschäftsführer der Region Sense, ein politisches Amt hatte er bisher nicht inne.
Andreas Stalder: «Leute an einen Tisch bringen»
Freie Wähler, 43 Jahre alt, wohnhaft in Plaffeien, verheiratet, drei Kinder. Stalder ist seit 2016 Mitglied der Geschäftsleitung des Ärztezentrums Oberdiessbach. Politisch amtet er seit 2014 als Gemeinderat von Plaffeien.
Albert Studer: «Mix zwischen Verwalter und Promotor»
CVP, 48 Jahre alt, wohnhaft in St. Ursen, verheiratet, vier Kinder, Berufs- und Laufbahnberater. Studer ist seit 2006 Gemeinderat von St. Ursen und seit diesem Jahr Gemeindepräsident. 2003-2011 war er Grossrat.
Markus Zosso: «Lebensqualität erhalten»
SVP, 60 Jahre alt, wohnhaft in Schmitten, verheiratet, 3 Kinder. Zosso arbeitet seit 2008 als Abklärungsfachman bei der IV-Stelle Bern. Er ist seit 2011 Grossrat und war 2006-2013 Gemeinderat von Schmitten.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr)