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Landreform in Wattenwil Wie bauern auf den Äckern der Urgrossväter?

Die Gürbetaler Gemeinde Wattenwil muss den Hochwasserschutz verbessern, Flurwege unterhalten, die Entwässerung der Felder sanieren und 1200 Parzellen Bauernland neu vermessen. Eine Gesamtmelioration, also die Neuverteilung der Felder, drängt sich deshalb auf. Sofern die Grundeigentümer mithelfen.

2009 setzte der Kanton Bern die Gemeinde Wattenwil im Gürbetal unter Druck. Der Kanton war nicht mehr bereit, den Unterhalt der Flurwege zu subventionieren, die den heutigen Bedürfnissen der Landwirtschaft nicht mehr genügen. Sie sind, wie auch die Aufteilung von 700 Hektaren Bauernland auf 1200 Parzellen, ein Relikt aus alten Zeiten. Mit einer Gesamtmelioration, also der Neuverteilung der Felder, wäre alles viel einfacher. Denn die Gemeinde steht vor millionenschweren Herausforderungen:

  • Viele Flurstrassen und Feldwege sind am falschen Ort oder für moderne Landwirtschaftsmaschinen nicht mehr geeignet.
  • Kleine, verstreute Parzellen sind für Landwirte nicht wirtschaftlich nutzbar.
  • Die Behörden verlangen eine Neuvermessung aller bäuerlichen Grundstücke.
  • Die Entwässerung der Felder muss saniert werden.
  • Hochwasserschutz, Überflutungsräume und Renaturierung entlang der Gürbe und ihren Seitenbächen beansprucht Land. Der Kanton will zudem entlang des ehemaligen Gürbe-Betts ein Entlastungsgerinne.

Der zweite Anlauf kommt von Landwirten aus der Gemeinde

Eine erste Umfrage bei den Landwirten zum Thema Gesamtmelioration in Wattenwil führte allerdings in ein Patt. Gegner und Befürworter hielten sich etwa die Waage, das Vorprojekt wurde vorderhand schubladisiert. Dann allerdings ergriff eine Gruppe einheimischer Landwirte die Initiative für einen Neuanfang. Allerdings ist die Überzeugungsarbeit nicht einfach, weiss Niklaus Nussbaum, einer der Initianten. «Die grosse Angst gilt dem Pachtland. Und bei den Finanzen können wir nicht genau sagen, was es kostet und was es bringt.» Für ihn ist klar, dass grössere Felder einfacher und wirtschaftlicher zu bearbeiten sind.

Nun wird sich in den nächsten Wochen weisen, was die kantonalen Amtsstellen mit dem Ergebnis des Auflageverfahrens und zahlreichen Einsprachen anfangen. «Vielleicht müssen wir nochmals auflegen. Aber es ist wichtig, dass die Anliegen der Grundeigentümer ernst genommen werden», zieht Gemeindepräsident Peter Hänni als erste Bilanz.

Herbligen: Rundum zufrieden

Was Wattenwil nun erlebt, haben die Gemeinden Herbligen, Oppligen und Brenzikofen vor 25 Jahren erlebt. Der Kampf um Land, die Angst um Pachtland und steigende Preise. Herbligens Gemeindepräsident Samuel Zwahlen hat diesen Prozess als Jungbauer hautnah erlebt. Heute sagt er: «Die Diskussion war sehr kontrovers. Aber mittlerweile will keiner mehr zurück. Es haben alle profitiert.»

Auch für den Kanton Bern sind Gesamtmeliorationen wichtig, auch wenn es davon nicht mehr viele gibt, sagt Stefan Kempf von der Abteilung Strukturverbesserung und Produktion. «Wir können so mit relativ wenig Aufwand eine Strukturverbesserung in der Landwirtschaft über Generationen sichern». Aber dafür seien verlässliche Verfahren wichtig. Und der Kanton benutze auch die Gelegenheit, in solchen Grossprojekten auch die ökologischen Ansprüche durchzusetzen.

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