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Die Intendantin des Zürcher Schauspielhaus im Abschiedsgespräch mit Kulturredaktorin Cordelia Fankhauser
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 21.06.2019. Bild: SRF
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Wochengast Barbara Frey «Ich bin froh, hatten wir keinen Skandal»

Mit Schillers «Maria Stuart» hat Barbara Frey ihre Intendanz am Schauspielhaus Zürich angetreten. Mit der Erzählung «Die Toten» von James Joyce verabschiedet sie sich von der Stadt. Im Gespräch mit Cordelia Fankhauser gibt die 55-Jährige Auskunft über das skandalfreie Jahrzehnt ihrer Intendanz, ihre Rolle als erste Frau an der Spitze eines Deutschschweizer Theaters und über ihre Emotionen beim Abschied.

SRF News: Können Sie sich an Ihre erste Inszenierung «Maria Stuart» 2009 erinnern? An die Erwartungen?

Barbara Frey: Ich erinnere mich gut. Das Publikum und die Kritiker haben sehr wohlwollend reagiert. Aber ich selber war nicht so zufrieden. Ich bin da sehr selbstkritisch. Natürlich war eine gewisse Erwartungshaltung da, das ist normal. Generell habe ich in den letzten zehn Jahren gelernt, mit dem Druck hier in Zürich umzugehen.

Von Ihnen wurde erwartet, dass Sie wieder Ruhe ins Haus bringen. Dass es um die Bühne geht und nicht um das Geschehen hinter der Bühne. Das ist Ihnen gelungen. Wie haben Sie das geschafft?

Mit Geduld (lacht). Ich habe auch auf die Zusammenstellung der Teams geachtet. Das ist ein Grundbedürfnis von mir, welches ich von der Musik her kenne. Dort ist es selbstverständlich, dass man einander einbettet und zuhört. Das hat sehr gut funktioniert. Aber es gibt ja auch Leute, die einen Skandal vermisst haben in diesen zehn Jahren. Ich persönlich bin froh, hatten wir keinen. Davon gibt es sonst genug.

Sie waren die erste Frau, die ein Schauspielhaus in der Deutschschweiz geführt hat. Spielte das eine Rolle?

Das müssen Sie die andern fragen. Ich bin ja eine Frau und ich kann nicht aus meiner Haut fahren. Gut wäre, wenn ich nicht die letzte Frau wäre. Wenn man begreifen würde, dass es definitiv mehr Frauen in den Leitungspositionen der Kultur braucht.

Einige Inszenierungen wurden von der Kritik sehr gelobt. Aber das Publikum kam nicht, der Pfauen war manchmal halbleer. Wie erklären Sie sich das?

Ich kann es mir nicht erklären. Die Stücke waren toll! Zum Beispiel «Amphitryon und sein Doppelgänger» von Karin Henkel, welches nach Berlin zum Theatertreffen eingeladen und «Inszenierung des Jahres» wurde. Vielleicht muss sich die Stadt Zürich selber die Frage stellen: Zürich hat ein wunderbares Stadttheater. Das ist das Theater der Stadt Zürich! Das ist nicht mein Theater. Das Theater gehört der Stadt. Ich wünsche meinen Nachfolgern, dass sie weniger kämpfen müssen als wir. Aber ich muss auch sagen, dass wir auch gute Zahlen hatten.

Bei der Premiere Ihrer allerletzten Produktion «Die Toten» standen Sie auf der Bühne. Gab es da so etwas wie Wehmut?

Ja, absolut. Ich verspüre viel Wehmut im Moment. Es ist eine ganz komische Zeit, wie eine Dauermelancholie. Ich kämpfe sehr. Manchmal kommen mir einfach so die Tränen und dann versuche ich mich zusammenzureissen. Aber ich habe hier viel Nähe erfahren und werde viele Menschen vermissen. Ich lebe ja bereits jetzt nur noch aus dem Koffer, da ich nicht mehr in der Schweiz wohne.

Barbara Frey

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Legende: Keystone

Barbara Frey, geboren 1963 in Basel, studierte in Zürich Germanistik und Philosophie und spielte als Schlagzeugerin in verschiedenen Schweizer Bands. Als Musikerin und Regieassistentin kam sie 1988 ans Theater Basel. Seit 1992 arbeitet Barbara Frey als Regisseurin, anfangs in der freien Szene sowie am Theater Neumarkt. 2009 kam Barbara Frey als Intendantin des Schauspielhauses nach Zürich, welches sie jetzt wieder verlässt.

Das Gespräch führte Kulturredaktorin Cordelia Fankhauser.

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