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Durchsetzungs-Initiative Darum tut sich die SVP in den Städten so schwer

In den grossen Deutschschweizer Städten ist die Zustimmung für SVP-Anliegen traditionell gering. Bei der Durchsetzungs-Initiative wurde aber nicht einmal die 30-Prozent-Marke überschritten. Politologe Thomas Widmer nennt vier Gründe.

Legende:
Zustimmung Durchsetzungs-Initiative pro Stadt in Prozent BFS, Staatskanzleien BE, BS, ZH; LU, SG
  • Massive Mobilisierung der Gegnerschaft

Die SVP mobilisierte bei der Durchsetzungsinitiative so gut wie eh und je. Bei Migrationsthemen haben traditionell eher die linken Parteien Mühe, ihre Klientel an die Urne zu bringen. Doch diesmal hat auch die Gegenseite erfolgreich mobilisiert. An der gestrigen Abstimmung nahmen wohl überdurchschnittlich viele moderne und progressive Menschen aus urbanen Gebieten teil. Das hat den Unterschied ausgemacht.

  • Glaubwürdige Argumente der Gegner

Das Nein-Lager der Durchsetzungs-Initiative konnte offenbar glaubwürdig darlegen, dass die SVP-Vorlage ein Angriff auf die etablierten Schweizer Institutionen darstellt. Die Durchsetzungsinitiative wurde also nicht nur als reine Ausländer-Initiative verstanden, sondern auch als eine staatspolitische Vorlage.

Damit konnte die Gegnerschaft bei Mitte-Wählern und bürgerlichen Kreisen punkten. Denn die Bevölkerung steht grundsätzlich zu den Schweizer Institutionen. Das ist auch der Grund, weshalb die Gegenkampagne derart breit abgestützt war: Von Wissenschaftlern, über Sportler bis hin zu Kunstschaffenden. Wie weit diese Vermutung zutrifft, werden die kommenden Analysen zeigen.

  • Soziodemografische Zusammensetzung

In den Städten ist das linke politische Spektrum stärker vertreten als in den ländlichen Gebieten. Das hat einerseits mit der industriellen Tradition zu tun, die dazu führt, dass gewerkschaftliche Kreise in urbanen Gebieten stärker verankert sind. Andererseits besteht auch ein Zusammenhang mit der soziodemografischen Zusammensetzung der städtischen Bevölkerung. Hier sind progressive und weltoffene Kreise, die vom internationalen Austausch profitieren, stärker vertreten als auf dem Land. Deshalb haben national-konservative Initiativen in den grossen Städten traditionell einen schwereren Stand.

  • «Kontaktthese»

In den Städten leben mehr Ausländer als auf dem Land. Schweizer, die enger im Austausch mit Menschen mit Migrationshintergrund stehen, reduzieren ihre ablehnende Haltung und die Vorurteile. Deshalb wird in den Städten häufig migrationsfreundlicher abgestimmt als auf dem Land. Dieses Phänomen wird in der Forschung als «Kontaktthese» bezeichnet. Deshalb setzt man bei der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit auch derart stark auf den interkulturellen Austausch.

Thomas Widmer

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Thomas Widmer

Thomas Widmer ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Zürich. Er leitet dort seit 2003 den Forschungsbereich Policy-Analyse & Evaluation.

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