Die Politikwissenschaftlerin Anja Heidelberger analysiert vor jeder Abstimmung Zeitungskampagnen. Doch bei der Abstimmung zur Rentenreform muss sie regelrecht suchen, damit sie überhaupt etwas zu erforschen hat. «Man sieht, dass im Vergleich zu früheren Vorlagen deutlich weniger Inserate erschienen sind – was gerade angesichts der Wichtigkeit der Vorlage doch erstaunlich ist», sagt sie.
Es sei nicht so, dass das Zeitungsinserat allgemein ausgedient habe. Das zeige der Vergleich zur letzten Abstimmung zur Energiestrategie 2050: «Da waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr viermal so viele Inserate geschaltet worden.»
Befürworter setzen auf Prominente ...
Weshalb also setzen die Kampagnenleiter diesmal nicht auf Zeitungsinserate? Laura Curau leitet die Kampagne des bürgerlichen Pro-Lagers. Sie sagt, es liege am Geld. «Für diese Kampagne – auch mit dem beschränkten Budget – mussten wir uns auf wenige Massnahmen beschränken. Also haben wir die Inseratekampagne gestrichen.» Es fehlten finanzstarke Interessensgruppen.
Man habe deshalb viel weniger Geld als beim Energiegesetz. Stattdessen setzt das Pro-Lager diesmal – ganz kostenneutral – auf eine Alt-Bundesrätin oder Promis wie Emil Steinberger, die sich für die Abstimmung ins Zeug legen.
... Gegner auf Plakate und Social Media
Auch bei den Gegnern der Reform ist das Geld ein Grund, weshalb nur wenig Zeitungsinserate geschaltet werden. Kampagnenleiter Matthias Leitner sagt: «Das Zeitungsinserat an sich ist sicher immer noch ein mächtiges Mittel. Aber manchmal ist es einfach zu teuer, um grossflächig auf dieses Mittel zu setzen.»
Man habe das Kampagnenbudget lieber dafür verwendet, Veranstaltung zu ermöglichen, Plakate zu drucken oder auf Social Media präsent zu sein.
Das Zeitungsinserat ist also das Erste, das gestrichen wird, wenn das Geld knapp wird.
Und dass das Geld bei der aktuellen Vorlage etwas knapper ist als bei früheren Abstimmungen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass es sich nach der Unternehmenssteuerreform III und dem Energiegesetz schon um die dritte grosse Abstimmung in diesem Jahr handelt.
Interesse an Vorsorge laut Umfrage so tief wie nie
Trotz der bevorstehenden Abstimmung ist das Interesse der Bevölkerung an Fragen rund um die Vorsorge weiter gesunken, schreibt der Versicherungskonzern AXA zu einer von gfs.zürich durchgeführten Umfrage. Nur zwei Drittel aller Versicherten hätten angegeben, sich grundsätzlich für das Thema Vorsorge zu interessieren. Das sei der tiefste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011. Im Vorjahr waren es noch über drei Viertel. (sda) |