Wenn es um die Sicherung der AHV und der Pensionskassen geht, ist es um die Generationensolidarität schlecht bestellt: So wissen wir, dass die jungen Erwerbstätigen die Rentner zunehmend unterstützen.
Nun zeigt aber eine Studie der Schweizer Grossbank UBS, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird – und das trotz einer allfälligen Annahme der Altersreform 2020 durch das Schweizer Stimmvolk.
SRF News: Klaus Ammann, mischt sich die UBS mit der veröffentlichten Studie in den bevorstehenden Abstimmungskampf ein?
Klaus Ammann: Ja, natürlich. Bis zu einem gewissen Grad ist aber derzeit jede Studie zu diesem Thema ein Statement im Abstimmungskampf. Das kann die UBS nicht verhindern, obwohl die Autoren explizit sagen, diese Studie enthalte keine Abstimmungsempfehlung.
Stimmt das?
Tatsächlich äussert sie sich nicht zu politischen Fragen – beispielsweise ob 70 Franken mehr für die AHV genügen oder notwendig sind, um die Reform in der beruflichen Vorsorge in der Abstimmung durchzubringen.
Weshalb ist diese Studie dennoch wichtig?
Sie beleuchtet einen interessanten Aspekt unseres Vorsorgesystem – nämlich die Generationengerechtigkeit. Seit längerer Zeit ist bekannt, dass in der 1. Säule immer weniger junge Erwerbstätige für immer mehr Rentner aufkommen.
Diese Umverteilung von jung zu alt kommt auch in der 2. Säule zum Tragen, obschon sie dort eigentlich gar nicht vorkommen dürfte. Jeder spart sein eigenes Guthaben an, aus dem ihm eine Rente ausbezahlt wird. Weil wir immer älter werden, reicht dieses Kapital aber nicht aus, um die versprochenen Renten auszubezahlen. Dehalb behelfen sich die Pensionskassen in dieser Situation damit, den jungen Erwerbstätigen weniger Zins auf ihre Kässeli legen, als eigentlich möglich wäre. Jüngere Erwerbstätige verlieren so laut der Studie der UBS auf ihr gesamtes Leben bis zu 40 Prozent ihrer Vorsorge.
Zu welchen Schlüssen kommt die Studie noch?
Mit der Altersvorsorge 2020 würde sich an der Ungerechtigkeit zwischen den Generationen nichts ändern. Sowohl in der AHV als auch in der beruflichen Vorsorge werde mit der Reform insbesondere darauf geschaut, dass die Rentner nicht schlechter gestellt würden. Das muss jemand bezahlen, und das sind laut der UBS in erster Linie die Jungen.
Mit der Altersvorsorge 2020 würde sich an der Ungerechtigkeit zwischen den Generationen nichts ändern.
Was schlägt die UBS vor, um die junge Generation zu entlasten?
Sie findet, dass das Rentenalter angehoben werden sollte, damit jeder länger in den Topf einzahlt.
Warum?
Weil die UBS findet, dass die Arbeitnehmenden nach der Pensionierung auch länger eine Rente erhalten. Zudem verlangt die Grossbank, dass der Umwandlungssatz, mit welchem die Renten der Altersguthaben in der zweiten Säule berechnet werden, weiter gesenkt wird, als es die Abstimmungsvorlage derzeit vorsieht.
Ist das eine mehrheitsfähige Forderung?
Diese Forderungen sind politisch hoch umstritten. Zudem müssen diese ökonomisch nicht zwingend zu einer Verbesserung der Lage führen. Das höhere Rentenalter entlastet die Kassen nur, wenn die Leute tatsächlich länger arbeiten und so mehr Geld einzahlen können. Ob es aber für eine Mehrheit der 70-Jährigen Schweizer in Zukunft noch Arbeit gibt, ist völlig offen.
Das Gespräch führte Simon Leu