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Links ist eine Hand zu sehen, die eine Hundeleine hält – rechts ist der angeleinte Hund zu sehen.
Legende: Die Wirkung von Hundekursen ist umstritten. Hundelehrer glauben indes, dass sie eine positive Wirkung haben. Keystone
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Schweiz «Der beisst nicht!» – Wie sinnvoll sind Kurse für Hundehalter?

Hundebesitzer schätzen ihre Vierbeiner ein ums andere mal falsch ein. Zum bessern Umgang müssen sie deshalb Kurse absolvieren. Aber bringen die was? FDP-Ständerat Ruedi Noser sagt «Nein» und will die Kurse abschaffen. Hundelehrer möchten die Kurse dagegen ausweiten.

  • Darum geht es

Seit 2008 sind Hundehalter in der Schweiz dazu verpflichtet, obligatorische Ausbildungen mit Sachkundenachweis (SKN) zu besuchen. Die Kurse sollen Hundebsitzer im Umgang mit den Vierbeinern sensibilisieren und schulen. Hundeattacken soll so präventiv begegnet werden. Das Resultat ist umstritten.

Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) kommt zu einem positiven Schluss, denn sowohl die kantonalen Veterinärbehörden als auch die Hundehalter würden überwiegend ein positives Fazit ziehen. Der Bundesrat bezieht sich in seiner Stellungnahme vom 11. Mai 2016 auf jene Evaluation. «Obwohl nicht eindeutig messbar, berichtet die Mehrheit der Hundehalterinnen und Hundehalter von positiven Veränderungen in ihrem Verhalten aufgrund der SKN-Ausbildungen», heisst es darin etwa.

Das ist politisches Futter für Ständerat Ruedi Noser (FDP). Er vermisst in der Evaluation des BLV den tatsächlichen Nachweis darüber, dass die Kurse ihren Zweck erfüllen und bewertet die Kurse deshalb als überflüssig. Der Bundesrat solle das Obligatorium für den Erwerb eines Sachkundenachweises für Hundehalter deshalb abschaffen.

  • Das wird in den Kursen geschult
Video
Kurse für Hundehalter – umstrittene Wirkung
Aus Tagesschau vom 12.06.2016.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 20 Sekunden.

Hundeinstruktorin Sibylle Aschwanden führt eine Hundeschule im Kanton Aargau. Sie bietet die obligatorischen Kurse für den Sachkundenachweis an. Dort werde thematisiert, wie man Problemverhalten präventiv verhindert, sagt Aschwanden. Geübt würden beispielsweise Begegnungen mit Joggern oder Reitern und das korrekte Handeln, wenn der Hund sich nicht gesellschaftstauglich benehme.

Tierpsychologin Ingrid Blum bietet in den Kantonen Aargau und Luzern ebenfalls die vier- bis fünfstündigen Kurse für Hundehalter an. Sie warnt: «Jeder Hund kann durch falschen, tierschutzrelevanten, grobfahrlässigen und dummen Umgang seines unwissenden Halters gefährlich werden. Dies gilt es zu verhindern.» Da jeder Hund anders «ticke», solle der Halter die richtige Lernmethode kennen und umsetzen.

  • Wirkung der obligatorischen Kurse

Das BLV hat eine Evaluation der Sachkundenachweise erstellt. Demnach werden die obligatorischen SKN-Ausbildungen von den Hundehaltern (70 Prozent eher positiv und positiv) befürwortet. Aber was bedeutet das in der Praxis? Gibt es seit Einführung der SKN-Kurse tatsächlich weniger Bissvorfälle? Laut Evaluation ist dem nicht so. Allerdings stagniert die Zahl in nahezu allen Kantonen. Es könnte also auch der Schluss gezogen werden, dass die SKN-Ausbildung einen Anstieg verhindert hat.

Da nicht alle Kantone Verletzungen durch Hunde registirieren, ist als Beispiel die Entwicklung im Kanton Basel-Stadt angeführt:

Kanton Basel-Stadt: Verletzungen durch Hundebisse*

*an Mensch und Hund in den Jahren 2012-2015
2012
2013
20142015
77766972
  • Die Argumentation von Ruedi Noser

Ständerat Ruedi Noser (FDP) bemängelt genau dies in seiner Motion. Er kritisiert das Fehlen von «Hard Facts» in der Evaluation. Eine Abnahme von Vorfällen oder Verhaltensunterschieden zwischen Personen mit und ohne Kursbesuch sei nicht nachzuweisen. Er halte das Obligatorium für übertrieben, sagt er in der «Tagesschau».

Der Evaluationsbericht zeige, dass es keine Wirkung hat. «Deshalb kann man es auch wieder abschaffen», erklärt der Ständerat. Der FDP-Politiker schlägt vor, gefährliche Hunderassen zu verbieten, anstatt alle Halter in Kurse zu schicken. Er setze auf mehr Eigenverantwortung, heisst es in der Motion.

  • Argumente der Kurs-Befürworter

Andreas Rogge ist Geschäftsleiter der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG. Die Motion von Ruedi Noser sei sinnvoll und richtig, als Anstoss über die Systematik nachzudenken, erklärt er. «Abschaffen wäre der falsche Weg», erklärt er indes. Er bewertet die Kurse gerade für Neuhundehalter für zielführend, «aber eventuell sogar zu kurz, zu wenig umfangreich», ergänzt Rogge.

Ähnlich sieht dies Hundelehrerin Sibylle Aschwanden. Sie spricht sich für die Weiterführung der Kurse aus. Doch je 4 Lektionen sind definitiv zu wenig. «Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, nur die Hundeschulen mit genügend modernem Fachwissen mit einem einheitlichen Qualitätslabel auszustatten und die SKN-Kurse auf mindestens 8 Lektionen zu erweitern», erklärt sie. Ob die Kurse überhaupt weitergeführt werden – darüber berät heute der Ständerat.

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