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Neuer Feminismus-Mix «Es gibt den linken Feminismus nicht»

Die Historikerin Fabienne Amlinger sagt, wie Feminismus heute Frauen aus politisch unterschiedlichen Lager verbindet.

SRF News: Die linke Feministin Christiane Brunner macht sich bei der Rentenreform für einen Kompromiss stark – das ist ungewöhnlich. Fabienne Amlinger, ist das der Ausdruck einer Veränderung im Feminismus?

Fabienne Amlinger

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Legende: zvg

Die Historikerin und Geschlechterforscherin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bern. Ihre Schwerpunkte sind Frauen- und Geschlechtergeschichte und Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung sowie neue Politikgeschichte.

Fabienne Amlinger: Einen Kompromiss zu suchen, ist in der institutionalisierten Politik nicht unbedingt ungewöhnlich. Zudem gibt es DEN linken Feminismus nicht. Er ist geprägt von verschiedenen Strömungen und Meinungen. Man hat lediglich ein übergeordnetes Ziel wie zum Beispiel die Geschlechter-Gleichstellung. Es gibt aber verschiedene Wege, die zum Ziel führen und somit keine geschlossene linke feministische Haltung.

Wie hat sich der Feminismus in der Parteipolitik des bürgerlichen Lagers entwickelt?

Bürgerliche Frauen grenzen sich heute noch vom Begriff Feminismus eher ab. Dies hat damit zu tun, dass heute Feminismus immer noch stark mit der linken Politik verbunden wird, gar mit Linksextremismus. In einem männerdominierten Lager wie dem bürgerlichen ist es dann ein Risiko, sich Feministin zu nennen. Ich würde viele bürgerliche Frauen nach Gesprächen über Eherecht oder AHV als Feministinnen bezeichnen. Sie selbst aber würden das nicht von sich behaupten.

Ein feministischer Gedanke ist aber auch bei ihnen vorhanden.

Ja, sie leben ihn nur auf eine eigene Art aus. Sie haben sich auch oft für eigentlich feministische Themen stark gemacht. Die Anliegen sind aber manchmal nicht mit den Positionen der Partei vereinbar, wie zum Beispiel mit dem liberalen Staat, der so wenig wie möglich eingreifen soll. Und dem Geld: es darf nichts kosten. Sie haben deshalb oft auch andere Themen als linke Feministinnen.

«Pussy Hats» tragen aber sowohl bürgerliche als auch linke Politikerinnen?

Bei Themen wie Sexismus und allgemeinen Ungerechtigkeiten wird das «Grüppli»-Denken beiseite gelegt. Dann geht man auch mit Leuten auf die Strasse, die nicht dem gleichen politischen Lager angehören.

Hat sich der Feminismus in den letzten Jahren speziell entwickelt oder verändert?

Feminismus ist eine uralte Bewegung, die immer historischen Entwicklungen unterworfen war. Es kommt also sehr darauf an, wo der Feminismus gesamtgesellschaftlich gerade steht. Im Moment ist nach meinen Beobachtungen zum Beispiel mit den Women's March einiges am Tun. Nicht nur im Rest der Welt, sondern auch in der Schweiz. Auch hier werden feministische Stimmen wieder gehört, die Bewegungen bilden. Auch in meinem Umfeld und an der Universität konnte ich feststellen, dass feministische Themen viele beschäftigen und sich zum Teil Gruppen bilden.

Empörende Themen schweissen also die unterschiedlichen Feministinnen immer stärker zusammen?

Durch die aktuellen Ereignisse auf der ganzen Welt, entsteht eine Sensibilisierung für Themen, die sonst nicht oft diskutiert werden. Diese regen jede Feministin zum Nachdenken an. Und über diese Themen finden Feministinnen von den unterschiedlichen Seiten und neue Gruppen zusammen. So entsteht dann ein Konsens. Die verschiedenen Politikerinnen sind aber immer noch auch von ihrer Partei geprägt.

Das Gespräch führte Deborah Onnis.

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