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Schweiz Exit kommt fast nicht nach mit «Helfen»

Immer mehr schwerkranke Menschen wählen den Freitod – gemäss der Sterbehilfeorganisation Exit waren es letztes Jahr 30 Prozent mehr als 2014. Während die einen hohe Pflegekosten im Alter als Grund für die Zunahme angeben, sieht Exit sie in der Selbstbestimmung der heutigen älteren Generation.

Jahresstatistik 2015 von Exit

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2015 haben sich 782 leidende Menschen beim selbstbestimmten Sterben von Exit begleiten lassen. Das sind 199 - oder 30 Prozent - mehr als im Vorjahr. Die häufigsten Gründe der Sterbenden waren terminale Krebsleiden, Alterspolymorbidität und chronische Schmerzerkrankungen. Das Durchschnittsalter lag bei 77,4 Jahren.

Seit Jahren verzeichnet Exit steigende Mitgliederzahlen – mittlerweile sind es 96'000 in der Deutschschweiz und im Tessin. Damit steigt auch die Zahl jener schwerkranken Menschen, die mit Hilfe von Exit ihrem Leben selber ein Ende setzen wollen.

Ein langjähriger Trend setzt sich fort – im Gleichschritt mit der Alterung der Gesellschaft, sagt Jürg Wiler von Exit: «Nun kommt eine Generation ins Alter, die es gewohnt ist, selbstbestimmt über ihr Leben zu entscheiden. Das wollen sie auch in Bezug auf ihr Lebensende umsetzen.»

Pflegekosten als Sterbegrund?

Menschen am Lebensende von heute seien Selbstbestimmung gewohnt, sagt auch Altersforscher François Höpflinger. Und ergänzt: Er beobachte, dass alte Menschen zunehmend am Lebensende auch Kosten in ihren letzten Entscheid miteinbeziehen. «Viele sehr alte Eltern wollen ihre Nachkommen nicht belasten und nicht verarmt sterben. Denn die Pflege wird als sehr kostspielig wahrgenommen.»

Das sind gefestigte Persönlichkeiten. Die wollen im letzten Lebensabschnitt die Zügel nicht aus der Hand geben.
Autor: Jürg Wiler Exit

Bei Exit sagt Jürg Wiler, er erlebe die Klientel der Sterbehilfe-Organisation anders: Ökonomische Überlegungen spielten keine Rolle. «Das sind gefestigte Persönlichkeiten, welche die Zügel im letzten Lebensabschnitt nicht aus der Hand geben wollen», ist er überzeugt.

Tod wird enttabuisiert

Etwa so wie der verstorbene Ständerat This Jenny, der offen sagte, er wolle selbst festlegen, wann Schluss sei. Nach Jennys Freitod stiegen die Aufnahmegesuche bei Exit markant. Aber nicht nur deswegen: Sterbehilfe ist allgemein ein Thema in der Öffentlichkeit – auch auf der Kino-Leinwand, etwa im Film «Usfahrt Oerlike».

Das ist eine neue Entwicklung Vielleicht ist es auch eine Kunst des Sterbens.
Autor: François Höpflinger Altersforscher

Tod und Sterben würden ein Stück weit enttabuisiert, beobachtet Altersforscher Höpflinger. «Das ist eine neue Entwicklung Vielleicht ist es auch eine Kunst des Sterbens.» So wie sie schon in früheren Kulturen thematisiert, aber nie realisiert worden sei. «Vielleicht sind wir die erste Gesellschaft, die das dann auch konkret umsetzt.»

Audio
Steigendes Interesse an Sterbehilfeorganisationen
aus Rendez-vous vom 01.03.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 50 Sekunden.

Viel Arbeit für Exit

Ausdruck davon wären dann auch die 96'000 Mitglieder und fast 800 Freitodbegleitungen bei Exit letztes Jahr. Die Zahlen sagen aber möglicherweise nicht nur etwas über die ganz grossen Fragen aus, also etwa wie sich die Gesellschaft zum Tod stellt. Ganz profan sorgen die Zahlen auch einfach für viel Arbeit auf der Exit-Geschäftsstelle, sagt Wiler. «Natürlich wird der Verein dadurch auch stark gefordert. Wir müssen laufend neue Sterbebegleiter rekrutieren.» Aber momentan sei es noch gut bewältigbar.

Aktuell sucht Exit weitere personelle Verstärkung auf der Geschäftsstelle – und mehr Platz: Im aktuellen Magazin schreibt Exit eine Belohnung für Vermittler aus, die Bauland für ein Sterbezimmer im Raum Olten finden. Bis jetzt ohne Erfolg. Noch sei keine Lösung spruchreif.

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