Ob Oberwenigen im Kanton Zürich, Düdingen im Kanton Freiburg oder Wil im Kanton St. Gallen: Fast täglich entdeckt die Polizei irgendwo in der Schweiz eine Hanfanlage in einem Haus. Am eindrücklichsten ist die Zunahme im Kanton St. Gallen. Gian Andrea Rezzoli ist Sprecher der Kantonspolizei. Er sagt: «Wir haben im Vergleich zum letzten Jahre dreimal mehr Anlagen ausgehoben.»
Verräterischer Geruch im Treppenhaus
Im Jahr 2014 gab es allein im Kanton St. Gallen 90 solche Einsätze. Meistens seien es keine grossen Zuchten, sagt Rezzoli. «Man baut etwas für sich selber an, verkauft es vielleicht noch an Freunde. Es spricht sich herum, dass es dort guten Stoff gibt, und man erweitert seine geschäftlichen Tätigkeiten in diese Richtung.»
Und schon wird aus einem Kiffer ein Hanfproduzent. Wer so pro Jahr einen Gewinn von 10'000 Franken macht, dem droht eine Mindeststrafe von einem Jahr Gefängnis. Meistens seien es Schweizer, die so produzierten, sagt Rezzoli.
Oft würden die illegalen Anlagen dank Hinweisen aus der Bevölkerung entdeckt. «Vielfach riecht es schon im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses, wenn eine Hanfanlage in einer Wohnung betrieben wird.» Oft spiele aber auch Kommissar Zufall mit.
Grösseres Risiko, erwischt zu werden
Der Basler Anwalt Daniel Wagner hat bereits zahlreiche Betreiber von Hanfanlagen vor Gericht vertreten. Er macht andere Erfahrungen: Es gebe nicht mehr Anlagen, sondern die Polizei schaue genauer hin. Durch die härtere Gangart der Polizei werde auch das Geschäftsumfeld härter. Und er beobachte, wie sich immer mehr kleinere Hanfanbauern aus dem Geschäft mit dem Cannabis zurückzögen.
Sie überlegten sich, «was soll ich da noch machen, wenn ich einen so grossen Ärger kassiere?», sagt Wagner. «Sie verabschieden sich aus dem Metier. Und dann stossen natürlich Leute in das Vakuum, die sich von so etwas nicht abschrecken lassen.» Er sieht die Tendenz, dass professionelle, ausländisch dominierte Banden nachstossen und auch wieder mehr ausländisches Cannabis importiert wird.