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«Rundschau talk» mit Ignazio Cassis
Aus Rundschau talk vom 20.09.2017.
abspielen. Laufzeit 39 Minuten 51 Sekunden.
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Nach der Bundesratswahl «Habe grosse Lust auf Herausforderungen»

Cassis über die Erwartungen an ihn: Das Tessin will in Bern wieder gehört werden, die Erwartungen an Ignazio Cassis sind entsprechend hoch. Das ist dem 56-Jährigen mehr als bewusst. Mit seiner Wahl sei ein wichtiges Ziel erreicht.

Er werde sich als Bundesrat für einen offenen Dialog zu den Regierungen der italienisch-sprachigen Schweiz einsetzen. In den vergangenen Jahren habe Bundesbern oftmals nicht realisiert, was den Süden des Landes bewegt habe: «Vieles tat man als regionale Themen ab», so Cassis. «Das soll uns nicht mehr passieren.» Es gehe darum, Probleme frühzeitig zu erfassen. Zudem liege ihm am Herzen, dass in der Bundesverwaltung mehr Italienischsprechende beschäftigt würden.

Cassis über seine Zweifel: Favorit war er stets – und Favorit ist er geblieben. Trotzdem gibt Ignazio Cassis zu, dass er sich seiner Wahl alles andere als sicher war. Sogar in der Nacht davor hätten ihn noch Zweifel beschlichen. «Man hat mir vor der Wahl eine Etikette verpasst und jedes Wort auf die Goldwaage gelegt.» Er sei um 1 Uhr morgens nach Hause gegangen und habe gedacht: «Das wird nichts.»

Cassis über seine Vereidigung: Als Nationalratspräsident Jürg Stahl am Morgen Cassis dazu aufforderte, seine Wahl mit den Worten «ich schwöre es», zu besiegeln, kam kurze Verwirrung auf. Der Tessiner, ganz seiner Heimat verpflichtet, liess sich nicht beirren und antwortete wie aus der Pistole geschossen: «Lo giuro!» Er habe durchaus realisiert, dass Stahl etwas irritiert gewesen sei, sagt Cassis im Interview. «Aber es stand für mich ausser Frage, dass ich auf Deutsch schwöre.»

Cassis über seinen italienischen Pass: Bei seiner Geburt hatte der heute 56-Jährige einzig die italienische Nationalität, geerbt von seinem Vater. Im Alter von 15 Jahren liess sich Cassis schliesslich in der Schweiz einbürgern. Mit dem Entscheid, als Bundesratskandidat anzutreten, sei für ihn klar gewesen, dass er auf die italienische Staatsbürgerschaft verzichten wolle. «Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.» Ein Bundesrat mit doppelter Staatsbürgerschaft sei für ihn unvorstellbar: «Bei Treffen mit ausländischen Regierungsvertretern kann sonst leicht ein Interessenskonflikt entstehen.»

Ignazio Cassis spricht im Rundschau-Studio.
Legende: Welches Departement bekommt Cassis? SRF

Cassis und die Departementsverteilung: Frühestens am Freitag ist klar, welches Departement der «Neuling» übernehmen wird. Gut möglich allerdings auch, dass die Departementsverteilung verschoben wird – bis nach der Abstimmung über die Reform der Altersvorsorge am Sonntag. Cassis, der Mehrheit seiner Partei folgend, ist klar gegen die Vorlage. Daran halte er fest. Schliesslich sei er noch nicht Teil der Kollegialbehörde und habe deshalb diese Lösung auch nicht mitzutragen.

Wie dem auch sei: Sollte ihm Alain Berset das Departement des Innern überlassen, könnte das für den neuen Bundesrat ein ziemlich schwieriger Start werden. Cassis bleibt ungerührt und vertraut darauf, dass das Volk die Vorlage am Sonntag abschmettert. «Dann wissen wir genau, was die Leute nicht wollen und können einen Plan B voranbringen.» Auch dem Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wäre er aber keinesfalls abgeneigt, so der Tessiner.

Ich habe grosse Lust auf Herausforderungen – egal, ob innen- oder aussenpolitische.

Cassis über die Europapolitik: Tatsächlich wäre auch seine Aufgabe als Aussenminister alles andere als ein Zuckerschlecken. Denn es ist verzwickt. Die Rechte erwartet, dass Cassis sich gegen ein Rahmenabkommen mit der EU stemmt – die Linke pocht darauf, dass er den bilateralen Weg verteidigt. Im Vorfeld sagte Cassis, man sollte in der Europafrage den «Reset-Knopf» drücken. Dazu stehe er weiterhin, die Schweiz stecke in einer Sackgasse. Noch habe niemand einen Entwurf dieses Rahmenabkommens gesehen, trotzdem sprächen alle davon, als ob es existieren würde.

Wenn etwas, bevor es überhaupt geboren ist, derart vergiftet ist, kann es unmöglich weiterverfolgt werden.

Eine Lösung habe zwar auch er nicht parat, gibt er im Gespräch zu. «Aber wir müssen zuerst genau sagen, was wir nicht wollen.» Das schaffe Sicherheit und Ruhe.

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