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Nach Fan-Abstimmung Zwischen Heimat und Marketing: St. Galler Stadion hat neuen Namen

Das St. Galler Fussballstadion heisst ab der nächsten Saison Berit Sitterstadion. Der Name kommt auch von den Fans.

Am Sonntag wurde abgestimmt. Nicht nur national über die Erbschaftssteuer oder einen Service Citoyen, sondern auch in den Kantonen und Städten. Eine etwas andere Abstimmung gab es eine Woche zuvor in St. Gallen: Wer ein Saisonabo beim FC St. Gallen besitzt, konnte über den neuen Stadionnamen abstimmen – wie bei einer politischen Abstimmung mit Abstimmungsbroschüre, Stimmzetteln und Urnen.

Frau wirft Zettel in grüne Sammelcontainer neben lächelnder Frau.
Legende: Abstimmungssonntag mal anders in St. Gallen: Fussballfans durften mitbestimmen, wie das Stadion künftig heissen soll. Keystone/Walter Bieri

Jetzt ist klar: Das St. Galler Stadion heisst ab nächster Saison Berit Sitterstadion. 62.6 Prozent stimmten für diesen Namen. Insgesamt gingen fast 7000 Stimmzettel ein. Die Sitter, neue Namensgeberin des Stadions, fliesst in der Nähe der Arena vorbei, aus dem Appenzellerland via Thur in den Rhein. Zur Auswahl standen zudem Gallusstadion und Säntisstadion – alles Vorschläge aus der Fangemeinde.

Der FCSG und der neue Namenssponsor, eine Privatklinik in der Region, haben mit der Abstimmung wohl einen gelungenen Mittelweg gefunden zwischen Miteinbezug des Publikums und Marketing. Einerseits ist der Verein respektive die Aktiengesellschaft dahinter auf die Einnahmen durch einen Sponsor angewiesen. Kolportiert werden rund eine Million Franken pro Jahr. Der Vertrag läuft über acht Jahre ab der Saison 2026/2027.

Andererseits holte man die Fans ins Boot. Die Devise: «Ihr dürft mitbestimmen.» Allerdings immer unter der Vorgabe, dass der Sponsorenname vorne dran und der Begriff «Stadion» danach gegeben sind. Es konnten Vorschläge eingereicht werden, eine Jury wählte die drei Finalisten aus.

Zurück zu alten Heimatgefühlen?

Dieser Mittelweg könnte der Versuch gewesen sein, zurück zu alten Traditionen zu gelangen. 2008 zog der FC St. Gallen vom Espenmoos, dem altehrwürdigen Quartierstadion, in die jetzige Heimat. Das neue Stadion ist eine moderne Arena an einer Autobahnausfahrt mit Einkaufszentrum – ein multifunktionaler Komplex, wie er an zahlreichen Orten in Europa steht.

Das neue St. Galler Stadion war das erste der Schweiz mit einer Firma im Namen. Eine Art Zeitenwende. In der Zwischenzeit sind auch die Spielstätten in Thun, Luzern und Schaffhausen namentlich an Unternehmen vergeben worden. Das Espenmoos? Die Allmend? Das Stadion Lachen? Alle mehrheitlich nur noch in den Geschichtsbüchern vertreten.

In St. Gallen machte sich die organisierte Fanszene in den letzten Monaten für den Namen Sitterstadion stark und betrieb eine Art Abstimmungskampf. Die Vorstellung: Ein Stadion mit einem Namen ohne Sponsor, der Identifikation und Heimatgefühle schafft – wie es beim Espenmoos der Fall war.

Leeres Fussballstadion mit grünem Rasen und Tribünen.
Legende: Seit 2008 spielt der FC St. Gallen im Westen der Stadt. Das Stadion hiess zuerst AFG Arena. Für die laufende Saison ist es noch der Kybunpark. Keystone/Gian Ehrenzeller

Heimatgefühle zu entwickeln in einem für fussballromantische Fans austauschbaren Neubau zwischen Einkaufszentrum und Autobahn, dürfte für ebendiese Fans schwierig sein. Der neue Name Sitterstadion dürfte – zumindest bei jenen, die dafür abgestimmt haben – vielleicht etwas Identifikation stiften.

Ob der Sponsorenname im Volksmund, in Gesprächen oder Medienberichten über das Stadion ebenfalls fällt, ist eine andere Frage – gelungener Mittelweg zwischen Tradition und Marketing hin oder her.

Regionaljournal Ostschweiz, 23.11.2025, 17:30 Uhr ; 

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