- Junge Frauen sollen künftig an einem Orientierungstag zu Armee und Zivilschutz teilnehmen müssen, so wie es für Männer schon gilt.
- Damit soll erreicht werden, dass sich mehr Frauen für einen freiwilligen Dienst entscheiden.
- Verteidigungsminister Martin Pfister informierte an einer Medienkonferenz in Bern über die Pläne.
Die Schweizer Armee rüstet auf – und das mit einer politischen Rückendeckung, wie es sie lange nicht mehr gegeben hat.
Eine wehrhafte Armee braucht neben Material aber auch Menschen. Das Verteidigungsdepartement warnt, dass der erforderliche Effektivbestand schon bald nicht mehr gedeckt werden kann.
Ein Mittel gegen die Personalprobleme: Der Zivildienst soll unattraktiver werden. Ein anderes: Der Frauenanteil von derzeit lediglich 1.6 Prozent soll erhöht werden. Dieses Ziel verfolgt das VBS schon länger. Bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.
Jetzt will der Bundesrat nachhelfen: Mit einem obligatorischen Informationstag soll jungen Schweizerinnen der Dienst schmackhaft gemacht werden.
«Förderung der Chancengleichheit»
Vor den Medien in Bern informierte Verteidigungsminister Martin Pfister im Detail über die Pläne. «Mit dem Orientierungstag erhalten junge Frauen Einblick in die Möglichkeiten und Chancen in Armee und Zivilschutz», teilte der Bundesrat mit. Bis heute wüssten viele von ihnen nicht, dass die Armee attraktive Perspektiven biete.
Das fördere zum einen die Chancengleichheit, so Pfister weiter. «Der Dienst gibt Frauen Gelegenheit, bereits in jungen Jahren Fachkenntnis und Führungserfahrung zu erlangen.» Dem Bundesrat sei es ein Anliegen, die Repräsentation der gesamten Gesellschaft in der Armee zu verbessern. Zudem zeige die Erfahrung aus der Wirtschaft, dass gemischte Teams ein Gewinn seien.
Eine allgemeine Dienstpflicht würde zu hohen direkten und indirekten Kosten für die Wirtschaft führen.
Zum anderen erwartet der Bundesrat, dass sich «dank vertiefter Information mehr Frauen für einen freiwilligen Dienst entscheiden.» Pfister rechnet damit, dass sich die personelle Alimentierung von Armee und Zivilschutz durch die Massnahme verbessern wird.
Am Ende entscheidet das Volk
Eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen lehnt der Bundesrat jedoch ab. «Diese würde zu einer Verdoppelung der Dienstpflichtigen und zu hohen direkten und indirekten Kosten für die Wirtschaft führen», erklärt der Mitte-Bundesrat. «Wir hätten dann viel mehr Dienstpflichtige, als notwendig sind.»
Gegenüber dem Vorhaben, den Frauenanteil in der Armee zu erhöhen, gibt es auch Bedenken. So warnen Kritikerinnen und Kritiker vor Übergriffen auf Frauen im Dienst. Der Verteidigungsminister stellte klar: «Die Armee muss ein Ort sein, an dem man sich sicher fühlen kann. Ich bedauere alle Ereignisse, die zu einem Vertrauensverlust führen.»
Die Vorschläge gehen nun in die Vernehmlassung. Am Ende entscheiden Volk und Stände – denn für den obligatorischen Orientierungstag für Frauen ist eine Verfassungsänderung nötig.