Der Mittelstand ächzt unter steigenden Sozialabgaben, die Firmen beklagen die Frankenstärke, die Familien stöhnen unter steigenden Mietzinsen – nicht so die Superreichen in der Schweiz. Zum dritten Mal in Folge sind sie auch dieses Jahr wieder reicher geworden, um 6,5 Prozent oder total 31,1 Milliarden Franken hat sich ihr Vermögen vermehrt. Dies schreibt das Magazin «Bilanz» in einem Vorabdruck.
Grund für die Geldvermehrung sind die Kursgewinne an den Aktienmärkten – nach wie vor wichtigster Ort, wo Reiche ihr Geld anlegen. Im Weiteren nennt die Bilanz die Schmuck- und Uhrenbranche, deren Umsätze in den Himmel wachsen.
Auch Luxusmarken aus Mode-, Kosmetik- oder der Tabakindustrie erfreuten sich der Konsumlust. Und schliesslich der Kunstmarkt, ein weiterer Quell des Vermögens-Wachstums.
Total 512 Milliarden Vermögen
Zusammen besitzen die 300 Reichsten rund 512 Milliarden. Das ist der zweithöchste Vermögensstand über die letzten 24 Jahre, den die Bilanz je gemessen hat. Nur 2007 hatte der Schweizer Geldadel mehr in der Kasse.
Die helvetische Geldelite ist mit diesem Trend nicht alleine. Während Südeuropa in der wirtschaftlichen Dauerdepression versinkt, können die reichsten Deutschen und Briten punkto Vermögen ebenfalls um 4 bis 5 Prozent zulegen.
Top Ten der Reichsten in der Schweiz
Platz | Name | Vermögen in CHF | Branche |
1 | Ingvar Kamprad | 38-39 Mrd. | Möbel (Ikea), Immobilien, Finanzdienstleistungen |
2 | Jorge Lemann | 17-18 Mrd. | Bier (Anheuser-Busch InBev), Fast Food, Beteiligungen |
3 | Familien Hoffmann und Oeri | 16-17 Mrd. | Pharma (Roche) |
4 | Viktor Vekselberg | 14-15 Mrd. | Beteiligungen (OC Oerlikon) |
5 | Familie Brenninkmeijer | 12-13 Mrd. | Textilhandel (C&A), Immobilien, erneuerbare Energien |
6 | Familie Bertarelli | 10-11 Mrd. | Beteiligungen (ehemals CEO Serono) |
7 | Hansjörg Wyss | 9-10 Mrd. | Medizinaltechnik (ehemals Synthes-Gründer) |
8 | Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein | 7-8 Mrd. | Bank (LGT), Beteiligungen, Immobilien, Kunst |
9 | Gennadi Timtschenko | 7-8 Mrd. | Energiehandel (Novatek), Beteiligungen |
10 | Klaus-Michael Kühne | 6-7 Mrd. | Logistik (Kühne + Nagel) |
Von Möbelhändlern, ...
Reichster Schweizer ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad: 38 bis 39 Milliarden Franken schwer. Kamprad sei gut im Verstecke spielen, schreibt die Bilanz. Sei es, wenn es darum gehe, die Verkaufserlöse des Möbelhauses offiziell zu schmälern, sei es, wenn es darum gehe, seine Sparbüchsen in Holland, Liechtenstein und Luxemburg vor dem Fiskus zu verbergen.
Während seine drei Nachkommen längst schon die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen haben, hält der Patriarch an seinem schwedischen Pass fest – aus steuerlichen Gründen.
... von Bierbrauern ...
Grösster Aufsteiger unter den 300 Reichsten der «Bilanz» ist Bier-Baron Jorge Lemann. Er vermochte sein Vermögen innert Jahresfrist um 10 Milliarden Franken zu steigern; 17 bis 18 Milliarden Franken nennt er sein eigen. Der Sohn eines nach Brasilien ausgewanderten Emmentaler Käsehändlers hält geschätzte 13 bis 15 Prozent an Anheuser-Busch InBev, des grössten Brauereikonzerns der Welt, der etwa Beck’s, Budweiser oder Löwenbräu herstellt.
Weil die Aktien des Konzerns stiegen, wurde Lemann zum Überflieger des Jahres. Den von Lemann lancierten Firmen-Zukäufen sei Dank.
... und Pharma-Erben
Die Familien Hoffmann und Oeri sind die drittreichsten Schweizer. Die Roche-Erbenfamilien treten gerne als grosszügige Gönner auf. Während sich André Hoffmann um das 2500 Hektaren grosse Naturschutzgebiet La Tour du Valet in der Camargue kümmert, hat Maja Oeri, die jüngste der vier Oeri-Schwestern, 50 Millionen Franken für einen Erweiterungsbau des Kunstmuseums gestiftet.
Sabine Duschmalé-Oeri gab fünf Millionen für eine Tagesstätte für Alzheimerkranke und Andreas und seine Frau Gigi Oeri kümmerten sich um den FC Basel. Im Januar 2012 gab Gigi Oeri ihre Funktion als Präsidentin des FC Basels ab.
Die Top Ten der Auf-und Absteiger
Name | Branche | Vermögen in CHF | Zuwachs/Abnahme in CHF |
Jorge Lemann | Bier (Anheuser-Busch InBev), Fast Food | 17-18 Mrd. | plus 9 Mrd. |
Viktor Vekselberg | Beteiligungen (OC Oerlikon) | 14-15 Mrd. | plus 4 Mrd. |
Familien Hoffmann und Oeri | Pharma (Roche | 16-17 Mrd. | plus 3 Mrd. |
Ingvar Kamprad | Möbel (Ikea), Immobilien | 38-39 Mrd. | plus 3 Mrd. |
Gennadi Timtschenko | Energiehandel (Novatek) | 7-8 Mrd. | plus 3 Mrd. |
Willy Strothotte | Händler (Glencore) | 1,5-2 Mrd. | minus 1,75 Mrd. |
Abdul Aziz Al-Sulaiman | Luxus (Hotel InterContinental) | 2-3 Mrd. | minus 1 Mrd. |
Bernie Ecclestone | Sport und Kultur (Formel-1-Holding SLEC) | 2-3 Mrd. | minus 1 Mrd. |
Ivan Glasenberg | Händler (Glencore) | 5-6 Mrd. | minus 1 Mrd. |
Familie Hagen | Händler (Orkla) | 2-3 Mrd. | minus 1 Mrd. |
Die fünf grössten Aufsteiger wurden zusammen um 22 Milliarden Franken reicher. Neben Brauerei-Besitzer Jorge Lemann gehört auch der Oligarch Viktor Vekselberg zu den Top-Aufsteigern. Mit dem Verkauf seines Anteils am Ölkonzern TNK löste der Russe 6,5 Milliarden Franken. Es gab aber auch Verlierer. Etwa Ivan Glasenberg. Der Glencore-Chef verspielte als grösster Aktionär des Rohstoff-Konzerns über eine Milliarde Franken an der Börse.