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Felsreinigung in der Sondermülldeponie Kölliken
Aus 10 vor 10 vom 28.04.2016.
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Schweiz Sondermülldeponie Kölliken: Jetzt wird der Fels gespült

Die Sanierung der grössten Altlast der Schweiz ist auf Kurs: Die Betreiber der Sondermülldeponie im aargauischen Kölliken melden, sie hätten 99 Prozent aller Abfälle aus dem Boden geholt. Allerdings: Auch der Fels unter der Grube ist verseucht. Deshalb wird nun ein einzigartiges Verfahren getestet.

Zuerst die gute Nachricht: Die Sanierung der Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) ist technisch und finanziell auf Kurs. Das schreibt die SMDK in einer Mitteilung vom Donnerstag. Insgesamt habe man in den letzten knapp zehn Jahren 664'100 Tonnen Abfälle und Füllmaterial ausgegraben. Alles wurde verpackt, abtransportiert und fachgerecht entsorgt.

Die SMDK

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Legende: Keystone

Die Sondermülldeponie wurde 1978 eröffnet. Bis 1985 lagerten Firmen fast 460'000 Tonnen Sonderabfälle (Batterien, chemische Stoffe u.a.) ab. Die Tongrube erwies sich jedoch als undicht, das Gift bedrohte das Grundwasser. Ab 1986 wurden Schutzmassnahmen ergriffen, 2003 verfügte der Kanton Aargau den Rückbau der Deponie. Dieser läuft seit 2007.

Damit habe man über 99 Prozent der «wichtigsten schädlichen Substanzen» definitiv aus der grössten Altlast der Schweiz entfernt. Die Vorgabe des Kantons Aargau wurde damit übertroffen: Mindestens 95 Prozent der Abfälle müssen gemäss Verfügung aus der Sondermülldeponie Kölliken entfernt werden.

Fels bis zu 10 Meter tief verseucht

Allerdings – und damit zur schlechten Nachricht – macht der Felsen unter der Tongrube den Sanierern in Kölliken weiterhin Mühe: Die Grube ist zwar seit Juni 2015 leer, der Fels unter der Grube aber ist an gewissen Stellen viel tiefer verschmutzt als früher angenommen. Mit etwa 250 Erkundungsbohrungen haben die Experten herausgefunden, dass der Fels zum Teil bis in eine Tiefe von etwa 10 Metern kontaminiert ist.

Deshalb wurden in den letzten Monaten auch etwa 46'000 Tonnen Felsmaterial ausgegraben. Im Westen der ehemaligen Deponie könne man nun aber nicht mehr weitergraben, erklärt Benjamin Müller gegenüber der Sendung «10vor10» von SRF. Wenn die Bagger nämlich noch mehr Fels abtragen würden, wäre die Statik der riesigen Halle gefährdet, sie könnte einstürzen. «Deshalb versuchen wir nun quasi den Felsen durchzuspülen.»

Einzigartige Methode für sauberen Fels

Konkret: In den nächsten Monaten wird der Fels an diesen Stellen ständig mit Wasser berieselt. Das versickernde Wasser soll die am Fels anhaftenden Giftstoffe und deren Gerüche auswaschen, so der Plan. Benjamin Müller weiss aber nicht, ob dieser Plan auch wirklich funktioniert: «Es ist ein Versuch. Man hat das in dieser Form noch nie gemacht meines Wissens.»

Blick in die leere Halle der Sondermülldeponie
Legende: Die Grube unter der Halle der SMDK ist seit einem knappen Jahr leer: Jetzt wird der Fels darunter noch gereinigt. Keystone

Eine komplette Reinigung des Felsens sei mit dem Sickerwasser wohl nicht möglich. «Vermutlich wird nicht alles mitgenommen, aber es hilft sicher.» Als letzte Möglichkeit bleibt den SMDK-Verantwortlichen dann noch, den verseuchten Fels mit einzelnen grossen Bohrungen aus dem Boden zu holen.

Das nun in den Fels sickernde Wasser wird von einer Drainage-Leitung der SMDK aufgefangen und in der eigenen Kläranlage gereinigt. Damit die Experten wissen, welches Wasser durch den verseuchten Fels geflossen ist, wird das Wasser rötlich eingefärbt, wie Benjamin Müller gegenüber SRF ausführt. «Das sieht zwar sehr giftig aus, ist aber ein Lebensmittelfarbstoff, eigentlich konzentrierter Randensaft.»

Halle verschwindet ab 2018

99 Prozent der grössten Schweizer Altlast sind also beseitigt - mit dem verbleibenden einen Prozent kämpfen die Experten noch. Trotzdem soll bereits im nächsten Jahr die ehemalige Tongrube neben der Autobahn A1 zum Teil wieder aufgefüllt werden – mit Aushubmaterial aus dem neu erbauten Eppenberg-Tunnel der SBB. In den Jahren 2018 und 2019 wird die riesige, weisse Halle in Kölliken dann abgebrochen.

Auch das Budget von gut 570 Millionen Franken für die Sanierung könne eingehalten werden, erklärt SMDK-Geschäftsführer Benjamin Müller gegenüber SRF: «Wir haben noch etwa acht Prozent Reserve übrig im Budget.»

Ingesamt sind die finanziellen Folgen der grössten Altlast der Schweiz noch um einiges grösser: Aktuellen Schätzungen der SMDK zu Folge dürften alle Sanierungsmassnahmen von 1986 bis ins Jahr 2020 etwa 860 Millionen Franken kosten. Und auch in den Folgejahren werden Millionen benötigt, um die ehemalige Deponie weiter zu überwachen.

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