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Sterbehilfe für lebensmüde Betagte
Aus Rundschau vom 21.05.2014.
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Schweiz Sterbehilfe für gesunde, aber lebensmüde Menschen?

Nicht nur Schwerkranke will Exit künftig in den Freitod begleiten, sondern auch lebensmüde, betagte Menschen. Die Sterbehilfeorganisation möchte darum ihre Statuten ändern. Was die lebensmüden Betagten vor Einsamkeit und Pflegeheim retten soll, ist für die Angehörigen ein letzter Wille.

Kaum ein Land ist so liberal bei der Sterbehilfe wie die Schweiz. Suizidbegleitung ist nicht strafbar, wenn es nicht eigennützig ist. Wer gehen will, sucht sich Hilfe bei Sterbehilfeorganisationen.

Und das zeigt sich auch in den Suizidzahlen. «Assistierter Suizid» ist dabei der Fachausdruck. 146 Männer und 203 Frauen gingen 2011 in den Freitod. Diese Sterbewilligen waren todkrank. Neu will sich Exit dafür einsetzen, dass lebensmüde Menschen einen erleichterten Zugang zu Sterbemitteln haben.

Betroffene möchten selber entscheiden

«Solange ich selbständig kochen und einkaufen und laufen kann, geht das. Sobald ich das nicht mehr kann, dann möchte ich sterben», sagt Rösli Wendel in der «Rundschau». Sie hat sich bei einer Sterbehilfeorganisation gemeldet. Sie hat alles für ihren Tod vorbereitet.

Claire Müller will ebenfalls mit Hilfe von Exit aus dem Leben scheiden: «Man kommt zur Einsicht, dass es Zeit ist. Alles wird schwächer. Dank unserem Wohlstand und der Chemie wird man uralt, das ist nicht normal.»

Ein Lebensende in einem Alters- oder Pflegheim ist für Claire Müller eine undenkbare Vorstellung: «Die sitzen stunden-, tage-, monate-, jahrelang da und machen keinen Mucks mehr, das ist doch elend. Darum mache ich das selber.»

Froh, Sterbehilfe nicht genutzt zu haben

Es gibt aber auch andere Erfahrungen. Heidi Glitsch besucht ihren dementen Mann Ivan im Pflegeheim. Exit darf ihm heute nicht mehr helfen, weil er nicht mehr urteilsfähig ist. Heidi Glitsch sagt, ihr Mann sei eigentlich dort gelandet, wo er nie hin wollte. Ob er unglücklich sei, wisse sie nicht.

Ihr Mann erhielt vor acht Jahren die Diagnose «Demenz». Exit sollte ihm damals helfen, zu sterben, bevor er ins Heim kommt. Aber den Entscheid, das Gift zu nehmen, habe er immer wieder hinausgezögert, also blieb er am Leben.

«Ich bin sehr froh, wir haben sehr schöne Momente miteinander», sagt Heidi Glitsch. Rückblickend sei sie heute froh, dass ihr Mann nicht mit Exit aus dem Leben geschieden sei. Die Angst vor dem Heim sei unbegründet. Die meisten machten sich falsche Vorstellungen davon. «Ich glaube nicht, dass er sterben wollte», sagt Heidi Glitsch.

Der schwere letzte Entscheid über Leben und Tod

Der Tod von alten Menschen, die nicht schwer krank sind, war bei Exit in Einzelfällen möglich. Die Sterbehilfeorganisation will nun eine gesellschaftliche Diskussion anstossen. Der Altersfreitod soll vermehrt und ohne Versteckspiel stattfinden können. Keiner soll sich schämen müssen, wenn er lebensmüde ist.

Ein Entscheid bleibt aber schwierig. Dies Erfahrung macht auch Rösli Wendel: «Es ist eine schwierige Entscheidung. Sobald es einem wieder besser geht, hat man das Gefühl, man wolle wieder leben. Es braucht sehr viel Kraft, die Entscheidung zu machen.»

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