Im November 2006 hat das Schweizer Stimmvolk die Kohäsionsmilliarde gutgeheissen. Mit den Zahlungen will der Bund den Abbau von wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten innerhalb der EU unterstützen – als Zeichen der Solidarität. Die 12 neuen osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten erhalten insgesamt rund 1,2 Milliarden Franken aus der Schweiz.
Polen – der wichtigste Empfänger
Polen zählt zu den ärmeren EU-Ländern. Hierhin fliesst der Grossteil der Schweizer Gelder, nämlich 489 Millionen Franken. Damit sollen in dem strukturschwachen Land bis 2017 58 Projekte umgesetzt werden.
Ein Schwerpunkt in Polen ist die Entsorgung von Asbest. Bis die gesundheitlichen Schäden von asbesthaltigem Staub bekannt wurden, war das Material wegen seiner hervorragenden Eigenschaften als Baustoff sehr geschätzt. Da Asbest zudem noch wenig kostet, wurde es in Polen oft in der Bauindustrie verwendet.
Hilfe für 12'000 Familien
Bereits geringe Konzentrationen von Asbeststaub in der Luft können jedoch krebserregend sein – es gilt, die kontaminierten Materialien zu entsorgen. Hierfür stellt die Schweiz 35,7 Millionen Franken zur Verfügung: Asbesthaltige Abfälle werden aus illegalen Deponien entfernt, Hausdächer saniert und ein System zur Überwachung und Entsorgung des Materials eingeführt.
Bis 2016 sollen rund 71‘000 Tonnen Asbest beseitigt sein, um die Bevölkerung vor Gesundheitsrisiken zu schützen. Fast 12‘000 Familien könnten in der Folge in sanierten Häusern leben.
Koordination nicht ganz einfach
Der Chef des Erweiterungsbüros Polen, Roland Python, hält gegenüber SRF News Online fest: Die Projekte laufen gut. Bereits rund 22‘000 Tonnen Asbest konnten fachgerecht entsorgt werden. Bereits Tausende Familien leben asbestfrei.
Das schwierige sei die Koordination mit den Projektmitarbeitern und den Hausbesitzern, erklärt Python. Die Termine, wann Fachleute das alte Dach demontieren und wann Bauarbeiter ein neues Dach bauen können, müssten genau abgestimmt werden. «Bei so vielen Gebäuden ist das eine Herausforderung», so Python.
Manche Leute hätten bereits selber das schädliche Material von den Dächern genommen und irgendwo deponiert. Diese illegalen Deponien müssen geräumt werden. Zudem müssen die Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es gefährlich ist, selber Hand anzulegen.
Schweiz finanziert keine neuen Dächer
Die Beseitigung von Asbest soll von Fachleuten verrichtet werden – und genau hierbei kommt das Geld zum Einsatz. Die Verantwortung über die Projekte liegt in polnischer Hand. Die Behörden müssen das Projekt vorfinanzieren. «Wir erhalten Berichte, in der die Arbeit und der Einsatz des Geldes beschrieben werden. Wenn alles in Ordnung ist, wird das Geld aus der Schweiz rückwirkend überwiesen».
Python hält aber fest: «Die Schweiz finanziert lediglich den Abbau der Asbest-Dächer. Für das neue Dach müssen die Leute selber aufkommen.» Wer nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, erhält Unterstützung von den polnischen Behörden. «Darauf hat die Schweiz bestanden. Es soll für alle möglich sein, ihr Asbestdach zu ersetzen.»
In Polen wird breit über die Projekte informiert: Wer ein Asbest-Dach hat, kann sich melden. Das Projekt kommt vielen Menschen zugute, entsprechend dankbar ist man für den finanziellen Beitrag – und entsprechend gut ist der Ruf der Schweiz.