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Zu sehen ist ein ausgebrannter Lastwagen.
Legende: Soll sich dank modernen Sicherheitsstandards nicht wiederholen: Die Brandkatastrophe im Gotthardtunnel von 2001. Keystone
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Schweiz Tunnelsicherheit: Seit der Gotthard-Katastrophe viel investiert

Ein schwerer Unfall forderte am 24. Oktober vor 15 Jahren im Gotthard-Strassentunnel 15 Tote, seither wurden hunderte Millionen in die Sicherheit von Schweizer Strassentunnel investiert.

Es ist ein Horrorszenario: Vor genau fünfzehn Jahren stossen im Gotthard-Strassentunnel an einem Morgen zwei Lastwagen zusammen. Sofort bricht Feuer aus und es entwickelt sich starker Rauch. Die Feuerwehr kann wegen der Hitze stundenlang nicht bis zur Unfallstelle vordringen. Die Bilanz waren Todesopfer.

Nur zwei Jahre zuvor waren ähnliche Unfälle in unseren Nachbarsländer sogar noch verheerender. Bei zwei Tunnelbränden starben 1999 im Mont-Blanc-Tunnel 41 Menschen, im österreichischen Tauern-Tunnel sind es 12 Opfer.

Diese schweren Unglücke tragen entscheident dazu bei, dass in den vergangenen 15 Jahren in Europa massiv in die Verkehrssicherheit von Strassentunnel investiert wurde, alleine in der Schweiz sind es über eine Millliarde Franken.

Diese Massnahmen machen heute viele Tunnel sicherer:

  • Beleuchtung: Früher hatten Tunnel oft eine relativ schwache Beleuchtung; sie wirkten darum oft schummrig und düster. Moderne Bauten wie der Üetliberg-Tunnel der Westumfahrung bei Zürich (Eröffnung 2009) sind hingegen fast taghell ausgeleuchtet, denn gutes Licht heisst gute Sicht. Ältere Tunnel wurden und werden nachgerüstet.
  • Lüftung: Bei Sanierungen und Neubauten haben Lüftungssysteme grosse Priorität. Früher dienten die Ventilatoren fast nur der Frischluftzufuhr, heute sind die Autos sauberer und die Anlagen vor allem auf einen möglichen Brandfall ausgerichtet.
    Mit modernen Systemen ist es möglich, eine Unfallstelle genau zu lokalisieren und Rauch und giftige Dämpfe dort abzusaugen, wo sie entstehen. Gleichzeitig kann die Frischluftzufuhr bis nahe an die Unfallstelle gewährleistet werden. Das bringt viel, denn oft sterben Menschen bei Tunnelkatastrophen an Rauchvergiftungen oder durch Ersticken.
  • Fluchtwege: Neue Tunnelanlagen haben meistens auch einen Sicherheitsstollen, über den die Menschen bei einem Notfall ins Freie gelangen können. Die Übergänge zum Nottunnel sind in engen Abständen angelegt und grossflächig farbig markiert. Bei älteren Tunnel fehlt dieser zusätzliche Fluchtweg oft. Zahlreiche Bauten wurden deshalb nachgerüstet.
  • Richtungsgetrennter Verkehr: Droht auf der benachbarten Fahrbahn kein Gegenverkehr, besteht auch ein viel geringeres Unfallrisiko. Die Katastrophe im Gotthard-Tunnel 2001 etwa geschah aufgrund einer Frontalkollision. Deswegen müssen heute neue Strassen ab einem gewissen Verkehrsaufkommen gemäss EU-Normen richtungsgetrennt gebaut werden - auch Tunnel. Auch am Gotthard kommt nun nach längerer politischer Diskussion eine zweite Tunnelröhre.

Zwischen einem alten und einem neuen Tunnel liegen Welten. Hier ein Beispiel:

Bildvergleich

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Legende:Schlecht beleuchtet: der Vue-des-Alpes-Tunnel musste nachgerüstet werden. Gegenbeispiel: der helle Üetlibergtunnel.

Der Vue-des-Alpes-Tunnel (links) zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds wurde in einem Test des TCS vor wenigen Jahren als der gefährlichste Tunnel Europas bezeichnet. Der Grund ist unter anderem zu wenig Licht bei relativ dichtem Verkehrsaufkommen. Der Tunnel hat auch keinen Nottunnel, nur sogenannte Schutzräume ohne zweiten Ausgang. Inzwischen wurde dort aber nachgebessert.

Ganz anders verhält es sich beim Üetliberg-Tunnel, dem Kernstück der Zürcher Westumfahrung: Der 2009 eröffnete Tunnel ist taghell ausgeleuchtet, der Verkehr verläuft richtungsgetrennt. Ein komplexes Belüftungssystem soll im Brandfall eine unkontrollierte Rauchentwicklung verhindern. Zudem markieren prominent markierte Notfalltüren im Abstand von nur 125 Metern die Durchgänge zum Sicherheitsstollen.

«Das Fahren im Tunnel ist generell relativ sicher»

Rudolf Bopp, Tunnelexperte
«Ich schätze die Sicherheit in den Schweizer Tunnels generell als relativ hoch ein. Nach den schweren Unglücken um die Jahrtausendwende ist man über die Bücher und hat in der Zwischenzeit viel investiert. Natürlich kann man immer mehr machen, etwa noch eine Löschanlage einbauen. Weil aber die Kosten immer hoch sind, muss man sich überlegen, wie viel mehr Sicherheit eine zusätzliche Massnahme bringt. Beispielsweise wäre es wohl wenig sinnvoll, bei jedem Tunnel grundsätzlich eine zweite Röhre zu bauen – das Verkehrsaufkommen wäre dafür an vielen Orten schlicht zu gering.
Was vielen nicht bewusst ist: Grundsätzlich ist das Fahren in Tunnel relativ sicher. Dies zeigt die Statistik. Dafür verantwortlich ist vor allem das Wetter. Regen, Schnee, Eis oder andere Wetterphänomene haben oft einen negativen Einfluss auf die Verkehrssicherheit und sind relativ unberechenbar– in einem Tunnel hingegen herrschen konstante Bedingungen.»

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