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Kartoffelernte in der Schweiz.
Legende: Ernährungssicherheit geht vor: Wird die Initiative der Bauernlobby die inländische Produktion ankurbeln? Keystone
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Schweiz Wenn die Bauernlobby auffährt, geht es schnell

140'000 Unterschriften in nur drei Monaten für eine möglichst gute Selbstversorgung: Der Bauernverband hat seine Initiative zur Ernährungssicherheit eingereicht. Die Bauernlobby demonstriert damit erneut ihre Stärke – trotz immer weniger Bauern, aber mit viel Sympathie im Volk.

Gerade noch ungefähr 40'000 Bauernbetriebe gibt es in der Schweiz. Fast doppelt so viele waren es noch vor 20 Jahren. Zahlen seien das eine, die Bedeutung der Bauern für das Land etwas ganz anderes, betont Francis Egger vom Schweizerischen Bauernverband.

Tatsächlich sei der Anteil der Landwirtschaft am Inlandprodukt sehr tief. Zugleich würden aber von den Bauern 50 Prozent der schweizerischen Fläche benutzt, die Landschaft beeinflusst und rund 60 Prozent der Ernährung produziert. «Es ist deshalb gut, dass die Ernährungsproblematik nun ebenfalls als bedeutendes Thema der Zukunft betrachtet wird», betont Egger.

Grosse Sympathien in der Bevölkerung

Grüne Nationalrätin Maya Graf.
Legende: Grüne Nationalrätin Maya Graf: «Mittel zum Leben» umweltfreundlich produzieren. Keystone

Ein Thema, das offensichtlich schon jetzt sehr viele Leute beschäftigt. Denn obwohl die Initiative für Ernährungssicherheit sehr vage formuliert ist, sind in kurzer Zeit weit mehr Unterschriften als nötig gesammelt worden.

Die grüne Nationalrätin Maja Graf führt das gute Resultat auf die Sympathien für die Landwirtschaft in der Schweiz und auf die sehr gute Organisation der Bauernschaft zurück.

Gemeinsame Werte über Parteigrenzen hinweg

Die Baselbieter Biobäuerin ist selber Teil dieses bestens geölten Agrar-Apparates. Im nationalen Parlament sitzen nicht weniger als 34 Landwirtschaftsvertreter: Bauern, Tierärzte, Agrar-Ingenieure und Verbandsfunktionäre.

Aus verschiedenen Parteien zwar, aber mit vielen gemeinsamen Überzeugungen, wie der Berner SVP-Bauernpolitiker Albert Rösti erklärt. Bei den Grundwerten Ernährungssicherheit, Kulturlandschutz und Rücksicht auf die nächsten Generationen sei man sich einig.

Protektionismus aus unterschiedlichen Gründen

Auch im Kampf um möglichst grosse Subventionen und hohe Zollschranken spannten linksgrüne und rechtsbürgerliche Bauernvertreter zusammen, fügt Hans Rentsch an, ehemaliger Agrarexperte der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse: «Die sind beide protektionistisch, aber aus unterschiedlichen Gründen.»

Audio
Fragen und Antworten zur SBV-Initiative
aus Info 3 vom 08.07.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 27 Sekunden.

Laut Rentsch ist eine unabhängige Schweizer Landwirtschaft schon längst nur noch ein Mythos. Denn Traktoren, Benzin und Futtermittel kämen allesamt aus dem Ausland: «Das alles wird zugedeckt mit der Behauptung, es brauche zur Ernährungssicherheit einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad.»

Aufruf zur Mehrproduktion – aber umweltfreundlich

Nationalrat Albert Rösti (SVP/BE).
Legende: Nationalrat Albert Rösti (SVP/BE): Bei Grundwerten ist man sich einig. Keystone

Ernährungssicherheit sei eben wichtig, kontert Graf. In der Landwirtschaft habe die reine wirtschaftsliberale Lehre nichts verloren: «Lebensmittel sind keine Güter wie Uhren oder Stahlbleche oder sonst ein Gut, das einfach hin- und herverschoben werden kann.» Lebensmittel seien eben «Mittel zum Leben» und müssten möglichst umweltfreundlich produziert werden.

Ob der Vorstoss des Bauernverbandes dabei hilfreich ist, muss sich noch zeigen. Rösti jedenfalls versteht die Initiative vor allem als Aufruf zur Produktionssteigerung: «Die Bauern sollen produzieren und die Versorgung der Bevölkerung, soweit möglich, sicherstellen können.»

Auf höheren Ertrag hofft also der SVP-Mann – auf bessere Qualität die Nationalrätin der Grünen. Unterschiedliche Erwartungen, aber im Grundsatz sind sich Biobäuerin und Verbandspolitiker einig: Es braucht eine starke Schweizer Landwirtschaft – eine Botschaft, die sich anscheinend auch diesmal mit Erfolg vermarkten lässt.

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