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Wahlen15 Aargau Medien-Kampagne gegen Ruth Humbel?

In ungewöhnlich aggressivem Ton attackiert die CVP Aargau in einer Mitteilung die «Aargauer Zeitung»: Die Journalisten würden Ständeratskandidatin Ruth Humbel vor dem zweiten Wahlgang systematisch schlecht reden, so der Vorwurf. Der Chefredaktor wehrt sich.

Ein «Trommelfeuer an einseitiger Berichterstattung» und «Kampagnenjournalismus in Reinkultur»: Mit diesen Worten greift die CVP Aargau am Montag die «Aargauer Zeitung» und ihre Berichterstattung zu den Ständeratswahlen an. Der Vorwurf: Die Wahlchancen von CVP-Kandidatin Ruth Humbel würden systematisch kleingeredet.

Parteipräsident Markus Zemp ist wütend. Übergelaufen sei das berühmte Fass nach einem Artikel in der jüngsten Ausgabe der «Schweiz am Sonntag». In dieser wird die Wahlprognose vom ehemaligen FDP-Grossrat Urs Haeny unkommentiert abgedruckt: Er erwartet 76'000 Stimmen für Philipp Müller (FDP), 75'000 Stimmen für Hansjörg Knecht (SVP) und nur 25'000 Stimmen für Ruth Humbel (CVP).

Audio
Aargauer Zeitung und Ruth Humbel: Ein Stück Wahlkampf und Medienkunde (16.11.2015)
03:35 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 35 Sekunden.

Fakten sprechen gegen Humbel

Diese Rechnung wirft tatsächlich Fragen auf, die Zahlen sind für einen zweiten Wahlgang sehr hoch. Doch Markus Zemp geht es um mehr: Seit Tagen würden die Wahlchancen von Ruth Humbel «lächerlich gemacht», erklärt er gegenüber SRF. «Diese Zeitung ist eine Monopolzeitung, ich erwarte deshalb mehr Objektivität.»

AZ-Chefredaktor Christian Dorer wehrt sich. Man halte sich an die Fakten: «Alle Umfragen und Prognosen gehen davon aus, dass Ruth Humbel chancenlos ist.» Er habe den Eindruck, dass die CVP mit ihrem Protest «den Überbringer der schlechten Nachricht schlage».

Leitartikel sprechen für Müller

Anders präsentiert sich die Situation bei Kommentaren und Leitartikeln: Da empfiehlt die «Aargauer Zeitung» im zweiten Wahlgang ganz offen den FDP-Kandidaten Philipp Müller. «Wir sagen in unserem Kommentar, dass man Philipp Müller wählen soll, wenn man der SVP im Ständerat nicht zu viel Gewicht geben will», präzisiert Dorer. Diese Empfehlung basiere auf einer Umfrage, die Müller die besseren Chancen zugestehen. «Das hat aber nichts mit der Qualität von Ruth Humbel zu tun», betont Dorer. Im ersten Wahlgang habe man Humbel sogar empfohlen.

Markus Zemp stört sich nicht an der Wahlempfehlung, aber an deren Häufung. «Natürlich darf die Zeitung eine Empfehlung abgeben, das ist ihr gutes Recht». Nur habe die «Aargauer Zeitung» mit ihrer faktischen Monopolstellung eine besondere Verantwortung, wiederholt der CVP-Parteipräsident.

Alles nur Wahlkampf?

Die CVP «erwägt» die Anrufung des Presserats, wie es in ihrer Mitteilung heisst. «Wir werden das nach der Wahl genau anschauen», präzisiert Markus Zemp gegenüber SRF. Er versteht diese Ankündigung als «Warnung» für die Journalisten, wie er sagt. Und natürlich – aber das sagt er nicht – geht es auch um Wahlkampf.

Mit ihrer öffentlichen Medienschelte versucht die CVP noch einmal, die eigene Wählerbasis zu mobilisieren. Um die Berichterstattung alleine kann es kaum gehen. Denn dann hätte vor allem die SVP allen Grund, sich gegen die «Aargauer Zeitung» zu wehren. Immerhin stellt sich die Zeitung relativ offen gegen deren Kandidaten Hansjörg Knecht. Offensichtlich ist man bei der SVP aber siegessicher – ganz im Gegensatz zur CVP.

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