Die bisherige Basler Ständerätin Anita Fetz kommt nicht ohne Gegenkandidatur zu einer vierten Amtsperiode. Nachdem sich die bürgerlichen Parteien nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnten, treten nun doch drei Politiker gegen Fetz an.
Grünliberalen-Präsident David Wüest-Rudin wurde von der Partei-Versammlung einstimmig nominiert. Als Grund für seine Kandidatur gibt Wüest an, es könne nicht sein, dass Anita Fetz in Stiller Wahl zu einer vierten Amtsperiode kommt. Irgendjemand müsse da in die Hose steigen - und das wolle er jetzt. Auch die bürgerlichen Jungparteien treten noch zur Ständeratswahl an: Sie schicken den 24-jährigen Jungfreisinnigen Julian Eicke ins Rennen. Vierter Kandidierender ist Eric Weber von der Volks-Aktion gegen zuviele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat.
Eymanns Absage
Die Hoffnung der bürgerlichen Parteien Basels hatten ursprünglich auf LDP-Erziehungsdirektor Christoph Eymann geruht. Dieser hat jedoch Anfang Sommer entschieden, dass er nicht zur Verfügung steht. «Ich habe immer gesagt, dass ich nur antrete, wenn alle bürgerlichen Parteien hinter mir stehen», begründet Eymann seinen Verzicht. Dass dies jetzt nicht der Fall ist, hat mit Eymanns gleichzeitiger Kandidatur für den Nationalrat zu tun.
Diese Doppelkandidatur hätte insbesondere den FDP-Sitz von Daniel Stolz bedroht. Aber auch die SVP hatte keine Freude an der Doppelkandidatur. Da es keine bürgerliche Listenverbindung für den Nationalrat gibt, sieht die SVP in Eymann in erster Linie einen Konkurrenten, auch wenn der SVP-Sitz von Sebastian Frehner kaum in Gefahr ist.
80-jährige SP-Tradition
Da im bürgerlichen Lager keine Alternative in Sicht ist, dürfte der einzige Basler Ständeratssitz dort bleiben, wo er seit den 30er-Jahren fast ununterbrochen ist: in SP-Hand. Nur einmal gelang es dem bürgerlichen Lager, diese 80-jährige Dominanz zu durchbrechen: Von 1960 bis 1967 vertrat der Freisinnige Eugen Dietschi den Kanton Basel-Stadt im Ständerat.
Seit 2003 wird der Basler Ständeratssitz von Anita Fetz besetzt. Vor ihr hatten das Amt während jeweils drei Amtsperioden Gian-Reto Plattner und Carl Miville inne. Auch für Anita Fetz wäre eigentlich im Herbst Schluss gewesen. Doch die Delegiertenversammlung setzte die Amtszeitbeschränkung ausser Kraft, um ihr - und ihrer Nationalratskollegin Silvia Schenker - eine vierte Amtsperiode zu ermöglichen.
Bürgerliche scheitern regelmässig
Das bürgerliche Lager tut sich schwer, diese SP-Bastion zu stürmen. Mit einer Ausnahme: 1991 verpasste der damalige LDP-Regierungsrat Ueli Vischer den Erfolg nur um Haaresbreite. Im zweiten Wahlgang fehlten ihm nur 34 Stimmen auf Gian-Reto Plattner.
Seither blieben die bürgerlichen Gegenkandidaturen immer chancenlos. Nicht zuletzt deshalb, weil die vier Parteien - FDP, LDP, CVP und SVP - nicht kompakt auftreten. 2011 versagte zum Beispiel der CVP-Parteitag dem von den Spitzen aller vier bürgerlichen Parteien gemeinsam nominierten SVP-Präsidenten Sebastian Frehner die Unterstützung. Frehner ging sang- und klanglos unter und mit ihm auch der nachträglich angetretene FDP-Präsident Daniel Stolz.
Vier Jahre zuvor war LDP-Grossrat Andreas Albrecht gegen Anita Fetz chancenlos geblieben. Und 2003 schickten die Bürgerlichen gar ein Quartett ins Rennen, weil sie sich nicht auf eine gemeinsame Kandidatur einigen konnten - mit verheerendem Resultat.
Die Kandidierenden
Anita Fetz, SP
Anita Fetz (1957) kandidiert für ihre mittlerweile vierte Legislatur im Ständerat; davor sass sie bereits während insgesamt vier Legislaturen im Nationalrat. In Bundesbern gehört sie zu den lauteren, ausgesprochen pointierten Stimmen. Die Baslerin vertritt ihren Kanton im Stöckli deutlich wahrnehmbar: 32 Vorstösse reichte sie in der ablaufenden Legislatur ein. Allerdings reüssierte sie damit in den wenigsten Fällen: Nur drei davon nahm der Ständerat an, solche von eher zweitrangiger Bedeutung. Gehör verschafft sich Fetz im ländlich dominierten Ständerat v. a. als Städterin, welche sich gerne auch mit Verve für die Anliegen der urbanen Schweiz rhetorisch ins Zeug legt, zuletzt etwa in der Debatte um den Nationalen Finanzausgleich.
Julian Eicke, Jungfreisinnige
Der 24-jährige Julian Eicke ist Mitglieder der Basler Jungfreisinnigen. Seine Kandidatur wird von allen bürgerlichen Jungparteien und dem Basler Arbeitgeberverband unterstützt. Eicke ist Jus-Student und trat bislang politisch nicht in Erscheinung. Er will der Amtsinhaberin Fetz keine Wiederwahl «im Schlafwagen zugestehen», sondern eine «bürgerliche Alternative» anbieten.
David Wüest-Rudin, GLP
David Wüest-Rudin ist Präsident der Basler Grünliberalen. Der 45-jährige Unternehmensberater ist gelernter Politologe und Soziologe. Er war von 2009 bis 2013 im Kantonsparlament und ist im laufenden Jahr wieder nachgerückt. Auch die GLP begründet ihre Kandidatur damit, dass sie Amtsinhaberin Anita Fetz keine stille Wahl gönnen will.
Regionaljournal Basel Baselland, 17:30 Uhr