Bei den Wahlen 2011 war die «neue Mitte» in aller Munde. Weil vor allem die zwei jungen Parteien GLP (Grünliberale) und BDP (Bürgerlich-Demokratische Partei) kräftig zulegten, sprach man von einer Stärkung dieses Segments. Die Polparteien SP und SVP verloren dagegen.
Zwar ist seither keine breite Allianz in der Mitte entstanden, doch laut dem neusten SRG-Wahlbarometer hätte von den Polparteien nur die SP wieder zulegen können, wenn am 18. September gewählt worden wäre. Eine Polarisierung der Parteienlandschaft ist somit nicht in Sicht. «Wenn man die Mitte ziemlich weit fasst, kann man sagen, sie ist immer noch die Gewinnerin», erklärt Claude Longchamp, Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern. Mit einem Unterschied: Nun sind es nicht mehr die selben Gewinner wie bei den eidgenössischen Wahlen 2011.
Gewinner und Verlierer
Die BDP, eine Gewinnerin von 2011, musste Verluste einstecken. «Wahrscheinlich hat sie ihren Höhepunkt bereits letztes Jahr erreicht in der Diskussion um den US-Steuerdeal», erklärt Longchamp. «In dieser Sache musste Eveline Widmer-Schlumpf eine spektakuläre Niederlage im Parlament einstecken». Mit ihr ist auch die Partei getaucht. Seither habe man den Eindruck, dass ihre Wähleranteile stagnieren oder die Partei sogar ganz leicht verliert.
Die grosse Gewinner in der Mitte sind die Grünliberalen. Trotz – oder gerade wegen – ihrem breit gefassten Programm wirken sie attraktiv. Sie können mit einem Gewinn von 1,9 Prozentpunkten ihre Erfolgssträhne fortsetzen.
Die Parteien im Überblick:
- Die SP , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenwürde um 1,4 Prozentpunkte zulegen. Sie ist die einzige Partei, die momentan keine Mobilisierungsprobleme aufweist.
- Die GLP, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen hat alle kantonalen Wahlen seit 2011 gewonnen. Es spricht einiges dafür, dass dieser Teil der Mitte auch 2015 einen weiteren Erfolg feiert. Laut der Umfrage hat sie zur GPS aufgeschlossen.
- Die GPS , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenerreicht hier sieben Prozent und liegt auf Augenhöhe mit den Grünliberalen.
- Zieht man die Wahlen 2011 in Betracht, wäre die BDP, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen leicht im Minus (um 0,6 Prozentpunkte). Vergleicht man das Ergebnis mit dem letztjährigen Wahlbarometer, verliert die BDP alles, was sie damals gewinnen konnte.
- Die CVP , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenwürde auf elf Prozent kommen. Gemeinsam mit der BDP würde die Partei vor der FDP liegen.
- Entgegen dem Trend der letzten Jahre kann die FDP, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen neue Akzente setzen. Gemeinsam mit der GLP ist sie besonders attraktiv für Wechselwähler. Diese scheinen sich im Gegensatz zu früher also wieder mehr für die FDP als für die SVP zu entscheiden.
- Definiert man den Wahlsieg aufgrund der Parteistärke, wäre die SVP die eindeutige Siegerin. Sie kommt im SRG-Wahlbarometer auf 25 Prozent. Die SVP , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenbleibt die wählerstärkste Partei, doch im Vergleich zu den letzten eidgenössischen Wahlen würde die Partei zwei Prozentpunkte verlieren.
Ein Jahr vor den Wahlen dominieren Migrationsthemen die politische Agenda. Die Debatte wird aber nicht mehr in dem Masse von der SVP beherrscht wie im Wahlkampf 2011 für die eidgenössischen Wahlen. Die Folgen des Entscheids «Ja zur Masseneinwanderung» beeinflussten jedoch bei dieser Umfrage die Entscheidung der Wahlberechtigten für eine Partei.
Momentan würden laut dem SRG-Wahlbarometer weniger Bürger wählen gehen als 2011. Das ändert sich jedoch in der Regel, wenn der Wahlkampf beginnt. Gegenwärtig profitiert jedoch vor allem die linke Seite vom Stand der Mobilisierung. Steigt die Wahlbeteiligung, haben die SVP und FDP die besten Chancen davon zu profitieren.