In ihrem Kampf gegen den starken Franken hat die Schweizerische Nationalbank einen gigantischen Berg an Fremdwährungen angehäuft: 666 Milliarden Franken stehen umgerechnet in der Bilanz, davon grösstenteils durch Euro- und US-Dollar-Käufe.
Seit Beginn der globalen Finanzkrise haben sich die Fremdwährungspositionen in der Bilanz der SNB verdreizehnfacht. Damit sitzt die Nationalbank auf einer Summe, die ziemlich genau dem Bruttoinlandprodukt der Schweiz entspricht.
SNB unter den Top 10
Ende 2015 rangierte die SNB auf Platz 8 der weltweit grössten öffentlichen Investoren, wie das Londoner Official Monetary and Financial Institutions Forum errechnet hat. Nur China, Japan und der Mittlere Osten sowie Norwegen mit seinem Ölfonds rangieren vor der Schweiz.
Mittlerweile dürfte auch die Europäische Zentralbank einen Platz unter den Top 10 einnehmen, pumpt sie doch mit ihrem Anleihen-Kaufprogramm Monat für Monat 80 Mrd. Euro in die Märkte.
Grösste öffentliche Investoren weltweit
Institution | Land | Verwaltete Vermögen (in Mrd. US-Dollar) | |
---|---|---|---|
1 | People's Bank of China | China | 3406,1 |
2 | Japanese Monetary Authorithies | Japan | 1233,2 |
3 | Government Pension Investment Fund | Japan | 1160,3 |
4 | Norges Bank Investment Management | Norwegen | 874,3 |
5 | China Investment Corporation | China | 746,7 |
6 | Abu Dhabi Investment Authority | UAE | 689,2 |
7 | Saudi Arabian Monetary Agency | Saudi Arabien | 616,4 |
8 | Swiss National Bank | Schweiz | 602,5 |
9 | Kuwait Investment Authority | Kuwait | 566,2 |
10 | Thrift Savings Fund | USA | 468,3 |
Quelle: Official Monetary and Financial Institutions Forum, Stand 2015 |
Zuständig für das Milliarden-Portfolio ist Andréa Maechler. Die Genferin ist im Juni 2015 als erste Frau ins Direktorium der Schweizerischen Nationalbank gewählt worden. Dort verwaltet sie die Finanzmärkte, das operative Bankgeschäft und die Informatik. Qualifiziert hat sie sich mit ihrer internationalen Karriere bei der OECD, der WTO und dem IWF.
Im «ECO»-Interview bestätigt sie, dass die SNB eine immense Investorin geworden ist. Das sei die Konsequenz des Kampfes gegen den hohen Schweizer Franken. Um die Eingriffe in das Marktgeschehen zu minimieren, investiere die SNB vor allem passiv. Konkret: «Wir machen keine Titelselektion, wir bilden verschiedene Indexe nach.» Das sorge dafür, dass die Anteile in einem Sektor oder einer Firma nicht zu gross würden.
Dennoch: Mit ihren gewaltigen Summen übernimmt die SNB bedeutende Anteile an grossen Firmen. Kürzlich ist bekannt geworden, dass sie etwa mehr Anteile an Facebook besitzt als der Gründer des Netzwerks, Mark Zuckerberg, selbst.
Keine Sorge vor Kursverlusten
Auch das riesige Portfolio an Staatsanleihen ist nicht unproblematisch – drohen doch bei einer Zinserhöhung der US-Notenbank massive Verluste. Doch Andréa Maechler gibt sich überzeugt von ihrer Anlagestrategie: «Wir werden von unserer breiten Diversifikation sehr profitieren: Wenn Anleihen-Preise heruntergehen, gehen vielleicht Goldpreise hoch. Aktienpreise werden sich auch verschieben, und wir werden Wechselkurs-Änderungen sehen. Das ist das gesamte Paket. Auf dieser Ebene machen wir uns wenig Sorgen über die Anleihen-Verluste, die wir machen werden.»
Bisher spricht die Anlage-Strategie für die Nationalbank: Für die ersten neun Monate dieses Jahres hat sie einen Gewinn von 28,7 Milliarden Franken ausgewiesen.