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Temporärarbeit bei Schweizer Banken
Aus Rendez-vous vom 17.02.2017. Bild: Keystone
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Personalpolitik der Banken Arbeit auf Zeit wird bei UBS und CS zum Standard

  • Schweizer Banken stellen ihre Informatiker, Büroangestellten und Beraterinnen immer öfter nicht mehr fest an, sondern nur noch als temporäre Mitarbeiter.
  • So wirken die Banken schlanker als sie sind, denn dieses Personal auf Zeit taucht nicht in den Lohnlisten auf, sondern es wird als Sachaufwand verbucht.
  • Das ist praktisch für die Banken, aber riskant für die temporär Angestellten.

Die Credit Suisse weist in ihrem aktuellen Geschäftsbericht 47'000 Vollzeitstellen aus. Aber das sind bei Weitem nicht alle Mitarbeiter, die bei der Bank ein und aus gehen. Rechnet man zu den Festanstellungen die externen Mitarbeiter dazu, sind es 77'000, also 40 Prozent mehr. Ein CS-Sprecher bestätigt diese Zahlen auf Anfrage.

Ähnlich sehen die Relationen bei der UBS aus. Es handelt sich dabei nicht nur um externes Putz- und Catering-Personal, sondern auch um Mitarbeiter, die direkt oder indirekt mit dem Bankgeschäft zu tun haben; etwa Informatiker, die eine Software betreuen oder Berater, die die Bank bei strategischen Entscheiden unterstützen.

Nachwehen der Finanzkrise

Diese Externen betreuen meist Projekte und Mandate, die zeitlich befristet sind. Und da die Banken seit der Finanzkrise in einem grossen Umbau-Prozess stecken, gibt es derzeit viele solche Projekte. So sind die UBS und die CS zum Beispiel immer noch daran, eigenständige Schweizer Banken aufzubauen.

Dafür braucht es Wissen – Wissen, das sich die Grossbanken lieber extern beschaffen, sagt Xavier Chauville, Chef des Stellenvermittlers Page Personal: «Das bedeutet, dass wir Leute nur für ein paar Monate oder Jahre einstellen, weil wir jetzt schon wissen, dass deren Kompetenzen in Zukunft nicht mehr gebraucht werden.»

Phänomen weitet sich aus

Und so beobachtet der Stellenvermittler, dass Banken vermehrt nach temporärem Personal Ausschau halten. Etwas, dass in den Boom-Zeiten vor der Finanzkrise noch keiner Bank in den Sinn gekommen wäre: «Es ist ein klarer Trend: Als wir im Jahr 2005 begonnen haben, Temporärarbeiter zu platzieren, hatten wir nur Kunden aus der Industrie. Heute besteht ein Drittel unserer Kunden aus Banken.»

Und längst seien es nicht mehr nur Informatiker und Berater. Auch die Administration werde immer häufiger von Temporär-Angestellten erledigt. Sie wickeln Zahlungen der Bankkunden ab oder verarbeiten Börsenaufträge. Das sei eine neuere Entwicklung, stellt Chauville fest: «Die Grossen setzen mehr auf Temporärarbeit als die Kleinen, weil sie die Struktur haben, um Leute zu rekrutieren und zu integrieren.»

Ein befristeter Vertrag ist eine Unsicherheit für die Zukunft.
Autor: Denise Chervet Schweizerischer Bankpersonalverband

Die Banken sagen, es sei für sie bei bestimmten Stellen so einfacher, geeignetes Personal zu finden. Denise Chervet vom Schweizerischen Bankpersonalverband hingegen vermutet eine andere Motivation dahinter. Die Banken könnten externes Personal einfacher abbauen: «Sie können ihre Bedürfnisse anpassen, ohne irgend eine soziale Verantwortung wahrzunehmen.» Was sie meint: Externe Stellen abbauen geht nicht nur schneller, sondern es braucht auch keinen Sozialplan.

Denn diese Mitarbeiter haben ja keinen Arbeitsvertrag mit der Bank. Chervet kommt darum zum Schluss: «Ein befristeter Vertrag ist eine Unsicherheit für die Zukunft.»

Die Credit Suisse hat diese Woche gezeigt, dass die Sorgen der Personal-Vertreterin nicht unbegründet sind. Die Grossbank gab nämlich bekannt, dass sie im letzten Jahr 7200 Vollzeitstellen abgebaut hat, 6200 davon waren externe Mitarbeiter.

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