Was ist geschehen?
Nein zum Vergütungsbericht der Credit Suisse – das fordern die drei Stimmrechtsvertreter ISS, Glass Lewis und Ethos. Die Abstimmung erfolgt an der Generalversammlung vom 28. April. Glass Lewis empfiehlt zudem, das gesamte Kompensationskommitee – bestehend aus Andreas Koopmann, Iris Bohnet und Kaikhushru Nargolwala – abzuwählen, und Ethos fordert, die Präsidentschaft von Urs Rohner zu beenden.
Weshalb fordern die Stimmrechtsvertreter die Ablehnung?
Weil die Leistung der Bank in keinem Verhältnis zur Salär- und Bonuspolitik stehe. Die Begründung des US-amerikanischen Stimmrechtsvertreters ISS etwa lautet: «Trotz zweier Verlustjahre sind die variablen Vergütungen bei der Credit Suisse hoch geblieben.» Credit Suisse hat in den vergangenen zwei Jahren 5,6 Milliarden Franken Verlust ausgewiesen und gleichzeitig 8,9 Milliarden Boni (6 Mrd.) und Dividenden (2,9 Mrd.) bezahlt. Die Geschäftsleitung hat mitgeteilt, auf 40 Prozent ihrer variablen Einkünfte verzichten zu wollen – die Stimmrechtsvertreter bleiben dennoch bei ihrer Position.
Die Credit Suisse schreibt zur Vergütung
Es ist Teil einer guten Aktionärsdemokratie, dass der Verwaltungsrat mit den Aktionären den Dialog führt und man handelt, wenn dies angezeigt ist. Die Geschäftsleitung hat dem Verwaltungsrat mitgeteilt, auf 40 Prozent der variablen Vergütung verzichten zu wollen. Das Management zeigt so, dass es sich auf das konzentriert, was wirklich zählt: die erfolgreiche Umstrukturierung der Bank. (E-Mail vom 21.4.17 an Redaktion «ECO») |
Weshalb mischen sich ausländische Stimmrechtsvertreter ein?
Es ist ein Resultat der Besitzverhältnisse der Credit Suisse. Denn sie ist längst keine Schweizer Bank mehr. Zwei Drittel ihrer Aktien mit Eintrag im Aktienregister sind in ausländischer Hand. Besitzer grosser Aktienpakete heissen etwa Norges Bank (Norwegen), Olayan Group (Saudi-Arabien) oder Qatar Holding LLC (Katar).
Welche Rolle spielen Aktionärsvertreter?
Ein Aktionär kann sein Stimmrecht entweder selbst ausüben oder sich vertreten lassen. Entscheidet er sich etwa für die Stiftung Ethos, übernimmt diese seine Stimme – allerdings analog ihrer eigenen Empfehlungen. Will der Aktionär Instruktionen erteilen, so wendet er sich an einen unabhängigen Stimmrechtsvertreter. Ethos, ISS und Glass Lewis, die den Vergütungsbericht der Credit Suisse zur Ablehnung empfehlen, vereinigen rund ein Drittel der Aktionäre und haben entsprechend grosses Gewicht.
Was hiesse ein Nein bei der Generalversammlung?
Es ist zunächst nur ein Signal. Die Aktionäre drücken damit aus, dass sie mit dem Vergütungssystem nicht einverstanden sind. Es handelt sich um eine Konsultativabstimmung. Gleichwohl gelten schon Nein-Anteile von 40 Prozent als deutliches Zeichen für den Verwaltungsrat – und er wird im nächsten Jahr voraussichtlich einen veränderten Vergütungsbericht präsentieren.
Auch konkrete Entscheidungen sind aber möglich: Sie können etwa Nein sagen zur Vergütung des Verwaltungsrats oder jener der Geschäftsleitung. Diese Rechte sind eine Folge der «Abzocker-Initiative».
Die Empfehlungen der Stimmrechtsvertreter für die GV
ISS (USA) | Glass Lewis (USA) | Ethos (Schweiz) | |
---|---|---|---|
Vergütungsbericht | Nein | Nein | Nein |
Gesamte Vergütung des Verwaltungsrats | Nein | Nein | Nein |
Fixe Vergütung der Geschäftsleitung | Ja | Ja | Nein |
Langfristige variable Vergütung der Geschäftsleitung | Nein | Ja | Nein |
Verwaltungsrat Credit Suisse
Vergütung 2016 (Fr.) | |||
---|---|---|---|
Urs Rohner | 3'980'929 | Ethos fordert Abwahl | |
Jassim Bin Hamad J.J. Al Thani | 250'000 | ||
Iris Bohnet | 350'000 | Glass Lewis fordert Abwahl | |
Noreen Doyle | 702'000 | ||
Alexander Gut | 400'000 | ||
Andreas N. Koopmann | 450'000 | Glass Lewis fordert Abwahl | |
Jean Lanier | 650'000 | Steht nicht mehr zur Wiederwahl | |
Seraina Macia | 400'000 | ||
Kai S. Nargolwala | 450'000 | Glass Lewis fordert Abwahl | |
Joaquin J. Ribeiro | 400'000 | ||
Severin Schwan | 350'000 | ||
Richard E. Thornburgh | 1'294'510 | ||
John Tiner | 1'297'255 |
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