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Wirtschaft Banken brauchen mehr Eigenkapital statt immer mehr Regulierung

Banken rissen die Weltwirtschaft 2008 an den Rand des Abgrunds. Seither wurde eine Flut von Regulierungen eingeführt, die das System vor ähnlichen Verwerfungen schützen sollen. Trotzdem seien Banken noch immer nicht sicher genug, warnt der Direktor des Max-Planck-Instituts für Gemeinschaftsgüter.

«Die Eigenkapitalanforderungen sind verdreifacht worden, aber – wie es so schön in der Financial Times hiess – wenn man eine Zahl verdreifacht, die nahe bei null ist, ist das Ergebnis noch immer nicht sehr gross.» Martin Hellwig, Direktor des Max Planck Instituts für Gemeinschaftsgüter in Bonn, geht hart ins Gericht mit der Mindestanforderung für das Eigenkapital von aktuell 3,5 Prozent, wie sie das Regelwerk Basel III der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich vorsieht.

Zusammen mit der Stanford-Professorin Anat Admati hat er das weitherum beachtete Buch «Des Bankers neue Kleider» geschrieben. Darin plädieren die beiden Autoren für deutlich mehr Eigenkapital, nämlich 20 bis 30 Prozent: «Das ist das, was die Banken vor dem Ersten Weltkrieg hatten, ehe sie für die Kriegsfinanzierung gebraucht wurden und ehe der Staat als Garant der Banken ihnen das Schuldenmachen erleichterte», so Hellwig.

Risiken kleinrechnen

Das Problem: Auch unter den neuen Regulierungen ist es Banken erlaubt, ihre Anlagen teilweise nach eigenem Ermessen in risikoreich und risikoarm einzuteilen: So können beispielsweise Staatsanleihen als risikolos eingestuft werden.

Auf diese Weise können Banken Risiken klein rechnen, um den Einsatz eigener Mittel tief zu halten. Das ist nur möglich, weil sie noch immer darauf zählen können, im Notfall vom Staat gerettet zu werden.

Banken verteidigen Risikogewichtung

Bankenvertreter sehen das anders. Etwa Lukas Gähwiler, Präsident UBS Schweiz. Seiner Ansicht nach wäre es falsch, sämtliche Anlagen über einen Kamm zu scheren: «Ich glaube, es ist wichtig, dass man auf einer Bankbilanz nach wie vor unterscheidet: Was sind die grossen Risiken, was sind nominell grosse Risiken, und was sind denn wirklich effektiv Risiken? Ich glaube, man kann nicht einen KMU-Kredit oder eine Schweizer Hypothek mit einem komplizierten Zins-Derivat vergleichen.»

Er betont, wieviel Aufwand die UBS betreibt, um neuen Regulierungen gerecht zu werden: Seit 2013 habe die UBS zwei Milliarden Schweizer Franken dafür investiert.

Falscher Fokus

Hellwig kritisiert, dass zwar viel reguliert, aber oft der Fokus falsch gelegt wurde: «Stellen Sie sich vor: Ein LKW mit Chemikalien würde bei Tempo 150 einen Unfall verursachen und explodieren, mit sehr vielen Toten und sehr grossem Schaden. Hinterher senkt man die Geschwindigkeit auf 140, da ist es etwas weniger wahrscheinlich, dass es zu so einem Unfall kommt. Und nebenher führt man auch noch Begrenzungen ein für den Benzinverbrauch von SUVs und ähnlichen Fahrzeugen. Hat nichts mit dem Unfall zu tun, aber das wollte man auch schon immer mal machen. Das ist in etwa eine Zusammenfassung dessen, was an zusätzlicher Regulierung gekommen ist. Bei den Dingen, die wirklich zählen, ganz wenig, dafür aber noch vieles andere, das aber mit der Krise wenig zu tun hatte.»

Video
Martin Hellwig über Bankenregulierung
Aus ECO vom 08.09.2015.
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