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Jagd auf Plagiate an der Uhrenmesse
Aus 10 vor 10 vom 28.03.2017.
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Bei Kopien und Fälschungen Baselworld setzt diskretes Schiedsgericht ein

Kommt es an der Uhren- und Schmuckmesse zu Beschwerden, wird rasch eine Lösung gefunden – zumeist in aller Stille.

Es geschieht in den besten Familien. Sogar Jean-Claude Biver, der schillernde Chef der Uhrenmarke TAG Heuer, hat es schon getan: Elemente einer Uhr der Konkurrenz kopiert. Und zwar nicht von irgendeiner Konkurrentin, sondern von Rolex.

Biver erzählt freimütig von dem Fall, der ein paar Jahre zurückliegt. Denn das Kopieren sei im Fall von TAG Heuer keine Absicht gewesen. «Wir hatten bei einer neuen Taucheruhr eine Lunette konstruiert, die sich im Nachhinein als zu nahe bei Rolex herausstellte. Rolex beschwerte sich, weil damit ein Patent verletzt wurde. Wir akzeptierten das und änderten danach die Lunette.»

Das Panel gibt uns die Sicherheit, dass unsere Rechte geschützt sind, wenn wir in Basel ausstellen.
Autor: Karl-Friedrich Scheufele CEO der Chopard Gruppe

Der Fall ist typisch für die Baselworld. Er ist bis heute nicht bekannt geworden. Denn Probleme werden intern behandelt. Seit 33 Jahren gibt es das «Baselworld Panel», ein Schiedsgericht von internationalen Experten, das äusserst diskret und effizient arbeitet.

Beschwerden wegen Verletzungen des geistigen Eigentums werden innerhalb von 24 Stunden behandelt und entschieden. Die Entscheide gelten für die Dauer der Messe. Karl-Friedrich Scheufele, CEO der Chopard Gruppe sagt: «Das Panel gibt uns die Sicherheit, dass unsere Rechte geschützt sind, wenn wir in Basel ausstellen.»

Das Schiedsgericht wirkt präventiv

Bevor es diese Art Schnellgericht gab, tauchte regelmässig die Polizei in den Messehallen auf, und die Fälle erregten Aufsehen. Das Basler Zivilgericht wiederum war überfordert. Christoph Lanz, heute Chefjurist der Messe und Sekretär des «Baselworld Panel», arbeitete 1984 am Zivilgericht. Er erinnert sich: «Es war Freitag-Nachmittag. Und wir hatten 18 Klagen von Ausstellern auf dem Tisch. Das legte das Gericht lahm.»

Die Messe entschied darauf, das Schiedsgericht aufzubauen. Seither hat das Panel über tausend Fälle entschieden. Das Panel hat offensichtlich auch präventiven Charakter. Denn die Zahl der Fälle sinkt kontinuierlich. «Am Anfang hatten wir fünfzig Fälle, heute sind es noch ein Fünftel», sagt Christoph Lanz. Das Basler Modell gilt in seiner Form als international einzigartig und vorbildlich.

Entscheid gilt nur für Dauer der Messe

Das Urteil des Schiedsgerichts hat nur für die Messe Gültigkeit. Danach müssen die Kontrahenten vor Gericht, oder sie einigen sich aussergerichtlich. Genau das – eine Einigung ohne Prozess – habe man vor Kurzem gemacht, erzählt Chopard-Chef Karl-Friedrich Scheufele: «In einem Fall wurde unsere Idee der beweglichen Diamanten, die wir bei den Happy-Diamonds-Uhren einsetzen, kopiert. Das Panel hat unsere Beschwerde gutgeheissen. Nach der Messe einigten wir uns aussergerichtlich auf ein sogenanntes Fadeout. Das heisst, der Konkurrent verzichtete darauf, das Modell weiterzuführen.»

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