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Wirtschaft Bauen für die Grenzgänger

Sie teilen ihr Leben auf zwei Länder auf: Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten und in Deutschland wohnen. Für die grenznahe Immobilien-Branche sind sie ein Segen. Bau-Unternehmer bauen Wohnung um Wohnung. Und Makler können Preise verlangen, die sonst nur in Grossstädten denkbar sind.

Konzerne wie Roche oder Novartis weisen jeden dritten ihrer Arbeitnehmer als Grenzgänger aus. Ohne sie ginge es kaum. Diese Pendler haben aber einen weiteren Effekt: Sie befeuern die Wirtschaft an ihren Wohnorten. Recherchen von «ECO» im deutschen Grenzgebiet zeigen: Dort ansässige Makler machen bis zu 80 Prozent ihrer Geschäfte mit Grenzgängern.

«Ohne Grenzgänger wären wir hier ein Entwicklungsland», bringt es Claus-Jörg Kintzinger auf den Punkt. Er führt das Lörracher Büro des Makler-Unternehmens Engel & Völkers. Mindestens die Hälfte seiner Geschäfte schliesse er mit Grenzgängern ab. In den vergangenen Jahren hat er seinen Umsatz jährlich um 10 bis 15 Prozent gesteigert.

Dass er die Grenzgänger als seine «besten Kunden» bezeichnet, hat einen guten Grund: Sie sind lukrativ. «Die Menschen verdienen gutes Geld und sind bereit, für schönes Wohnen auch gutes Geld auszugeben», sagt der Makler. In Städten wie Lörrach mit nicht einmal 50'000 Einwohnern etwa liegen die Immobilien-Preise schon beinahe auf deutschem Grossstadt-Niveau.

Karte, die die Städte Konstanz, Waldshut und Lörrach zeigt.
Legende: Baubewilligungen in deutschen Grenzstädten zur Schweiz (2007 und 2013 im Vergleich). SRF

45 Prozent mehr Grenzgänger seit 2007

Seit 2007 gilt in der Schweiz die volle Personenfreizügigkeit. Für Grenzgänger hat sich damit ein vorbestimmter Grenzraum aufgelöst (s. Box).

Gegenüber der Zuwanderung, die seit 2007 um 17 Prozent angestiegen ist, hat die Zahl der Grenzgänger deutlich stärker zugenommen: um 45 Prozent. 288'000 Grenzgänger zählt die Schweiz. 2007 waren es 208'000.

Das wirkt sich auch auf die Baugenehmigungen der grenznahen Städte Lörrach, Waldshut und Konstanz aus. Sie haben sich teilweise verdoppelt (s. Grafik).

Masseneinwanderungs-Initiative befeuert Entwicklung

Der Andrang könnte noch grösser werden. Bau-Unternehmer Bernhard Eggs berichtet, dass er seit dem Ja der Schweizer zur Masseneinwanderungs-Initiative Veränderungen in zweierlei Hinsicht beobachte: «Zum einen von denen, die seit vielen Jahren in Basel und Umgebung wohnen. Sie fragen immer mal wieder bei uns nach, welchen Wohnraum wir zur Verfügung haben, welche Möglichkeiten es gibt – also eine Tendenz, dass sie zurückziehen möchten.»

Grenzgänger

Box aufklappen Box zuklappen

Ausländer, die in der Schweiz arbeiten und im Ausland ihren Wohnsitz haben, erhalten eine so genannte G-Bewilligung. Einzige Bedingung ist, dass sie wöchentlich mindestens ein Mal an ihren Wohnsitz zurückkehren. Seit 2007 gelten keine Grenzzonen mehr: Das heisst, Grenzgänger können überall in der EU/EFTA wohnen und überall in der Schweiz arbeiten.

Andererseits sehe er ein verändertes Verhalten jener, die neu zuzögen, um in Basel und Umgebung zu arbeiten. «Sie kommen schon gar nicht mehr mit dem Gedanken hierher, in Basel zu wohnen, sondern sie möchten hier [in Deutschland] wohnen.»

Initiative mit Signalwirkung

Noch ist die Initiative nicht umgesetzt. Im Januar will der Bundesrat die Vernehmlassungsvorlage verabschieden. Frühestens dann soll auch das definitive Verhandlungsmandat für die Gespräche mit Brüssel ausformuliert sein.

Das Signal der Abstimmung vom 9. Februar 2014 veranlasst dennoch schon heute Ausländer, ihre Präsenz in der Schweiz auf jene am Arbeitsplatz zu beschränken. Die grenznahe Bau-Branche könnte ihr ganz grosses Geschäft erst noch vor sich haben.

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