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Wirtschaft Bergstation Shopping Mall: Schweizer Seilbahnen für den Iran

Gondeln, die direkt in ein Shopping Center im Iran führen – diesen Auftrag führt der Seilbahn-Bauer Bartholet aus Flums derzeit aus. Dem Beispiel Bartholets könnten viele Schweizer Firmen folgen. Die Sanktionen gegen das Land sind aufgehoben. Die Menschenrechtslage ist indes weiterhin bedenklich.

«Wäre es möglich, den Boden der Gondel mit einem flauschigen Teppich auszustatten? Und haben die Sessel Massage-Funktion?» Iranische Innenarchitekten haben andere Ansprüche an Seilbahnen. Und die Gondel-Decke, sie solle aus Stoff bestehen, in den Kristalle als Sterne eingelegt seien. Beim Geschäftstermin erfährt Thomas Spiegelberg, Vize-Präsident des Flumser Seilbahnbauers Bartholet Maschinenbau, was es heisst, im iranischen Ferienort Kisch eine Anlage zu errichten.

zwei Menschen gehen am Strand.
Legende: Iranische Ferieninsel: Kisch liegt 20 Kilometer vor dem Festland. SRF

Kosten: bis 8 Mio. Franken

Korallenriffe, Luxushotels, Freihandelszone – die Insel im Persischen Golf ist ein beliebtes Ferienziel. Gleichwohl herrscht dort ein absolutes Alkoholverbot, und Frauen und Männer baden an getrennten Stränden.

In Kisch entsteht derzeit die «Mica Mall», ein Einkaufszentrum, von Dubai finanziert, in dessen Hallen einst Schweizer Seilbahnen führen sollen. Zwischen sieben und acht Millionen Franken wird die Anlage die Investoren kosten.

Thomas Spiegelberg
Legende: «Unser Produkt hat nichts mit dieser Maschinerie zu tun», sagt Thomas Spiegelberg zu kritischen Fragen. SRF

Wirtschaftsminister plant Iran-Reise

Gerade erst haben EU, USA und UN die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben. Für Schweizer Firmen öffnet sich ein Markt mit 80 Millionen Einwohnern. Eine Schweizer Handelsdelegation hatte bereits im April 2015 die Lage sondiert. Ende Februar plant Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann eine Reise nach Teheran.

Vor allem Unternehmen im Infrastruktur-Bereich sowie der Pharma- und MedizinaI-Industrie wird grosses Potenzial prophezeit. Schweizer Banken hingegen üben sich noch in Zurückhaltung. Zu tief sässen die schlechten Erfahrungen mit den USA, sagt Philippe Welti, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz, am 17. Januar im «Echo der Zeit».

«Wenn wir nicht liefern, tut es jemand anderes»

Menschenrechte im Iran

Box aufklappen Box zuklappen

Amnesty International berichtete jüngst u. a. über Folgendes:

  • Todesstrafe: Im ersten Halbjahr 2015 sind knapp 700 Hinrichtungen vollstreckt worden – so viele wie nie zuvor in so kurzer Zeit.
  • Gleichberechtigung: Um das Bevölkerungswachstum anzukurbeln, soll der Zugang zu Verhütungsmitteln und zum Arbeitsmarkt für Frauen stark eingeschränkt werden.

Auf Kisch sind die Zeichen des Aufbruchs nicht zu übersehen: Baustelle reiht sich an Baustelle. Thomas Spiegelberg hofft, mit diesem Auftrag ein Fundament gegossen zu haben im Geschäft mit dem Iran. Dass die Machthaber immer noch eine rückwärtsgewandte Politik betreiben (s. Box), will Spiegelberg nicht als Problem gelten lassen. Zwar mache er sich «als Privatperson» Gedanken, «auf der anderen Seite hat unser Produkt nichts mit dieser Maschinerie zu tun. Es geht hier um eine Freizeit-Anlage. Unter diesem Aspekt müssen wir uns keine Vorwürfe machen. Und wenn wir nicht liefern, tut es jemand anderes.»

In etwas mehr als einem Jahr plant Thomas Spiegelberg die Eröffnung seiner Anlage. Seilbahnen waren nie vom Embargo gegen den Iran betroffen. Anders hatte der Bundesrat im Fall Nordkoreas entschieden. 2013 hatte die Firma Bartholet kurz vor der Auslieferung einer Seilbahn gestanden. Wie Roland Bartholet im St. Galler Tagblatt sagte, habe man sich bewusst beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) versichert, dass eine Lieferung möglich sei. Dann folgte der Entscheid des Bundesrats: Eine Seilbahn sei ein Luxusgut, das geplante Skiresort als «Prestige- und Propagandaprojekt des Regimes» – und der 7-Millionen-Deal für Bartholet deshalb nicht möglich.

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