Wie viel man im Alter zum Leben hat, hängt auch davon ab, wie man das eigene Ersparte über die Jahre anlegt. Eine neue Untersuchung der Hochschule Luzern zusammen mit der Luzerner Kantonalbank legt nun nahe, dass viele während ihres Erwerbslebens auf Rendite verzichten. Geld, das man im Alter gut gebrauchen könnte.
Grosse Renditeunterschiede
Denn in der Schweiz investiert rund die Hälfte der Bevölkerung weder in Aktien, noch in Obligationen, noch in Fonds oder in andere Anlagen (ohne Pensionskasse und Säule 3a). Mit solchen Wertschriften hat man in den letzten dreissig Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von 8 Prozent erzielt. Wer sein Geld im selben Zeitraum einfach auf einem Sparkonto parkierte, verdiente pro Jahr nur magere 0.9 Prozent.
Das sind happige Unterschiede. Und es fragt sich: Wieso legen nicht alle, die ein bisschen Geld auf der hohen Kante haben, dieses Geld in Wertschriften an?
Angst vor Verlusten und Misstrauen
Die Analyse, die für die ganze Schweiz repräsentativ ist, zeigt, dass es vor allem die Angst vor Verlusten ist, die Sparer und Sparerinnen davon abhält, ihr Geld in Wertschriften anzulegen. Diese Verlustangst ist umso grösser, je weniger Geld und je weniger Finanzwissen jemand hat – und je tiefer das Bildungsniveau ist. Wer mehr Kapital hat und finanziell mehr Selbstvertrauen, ist eher bereit, Kapital am Markt anzulegen. Damit verstärken sich über die Jahre die Ungleichgewichte zwischen jenen, die etwas mehr Kapital haben, und jenen, die weniger haben.
Personen, die ihr Geld auf dem Konto liegen lassen, geben als Grund dafür auch an, am Kapitalmarkt anzulegen sei schwierig, aufwendig und die Einstiegskosten seien hoch. Zudem müsse man das Ganze dauernd überwachen. Auch das Misstrauen gegenüber Banken wird ins Feld geführt.
Selbst Cash aus der Pensionskasse liegt auf dem Konto
Die Studie der Hochschule Luzern zeigt darüber hinaus auch, dass selbst Leute, die einen Teil des Kapitals beim Start ins Pensionierten-Dasein als Cash beziehen, dieses Geld nicht anlegen. 27 Prozent der Befragten geben an, mindestens die Hälfte des ausbezahlten Pensionskassenkapitals auf einem Konto liegen zu lassen.
Dies tun sie selbst dann, wenn sie sich vorgängig haben beraten lassen. Das tut die Mehrheit nämlich: Sie sucht vor der Pensionierung Rat bei unabhängigen Finanzberatern, ihren eigenen Pensionskassen, bei der eigenen Bank. Über 40 Prozent setzen die Ratschläge der Experten dann aber nur teilweise oder gar nicht um. Hauptgrund auch hier: Man hat Angst vor Verlusten.
Interesse bis kurz vor Pensionierung gering
Abschliessend ist die Studie auch der Frage nachgegangen, in welchem Alter die Befragten überhaupt beginnen, sich Gedanken zur finanziellen Situation im Alter zu machen. Die Analyse zeigt: Mit 20 interessiert sich praktisch niemand dafür, mit 40 erst ein gutes Drittel. Und selbst im Alter von 60 Jahren machen sich erst 63 Prozent der Befragten Gedanken zur finanziellen Lage, wie sie ein paar Jahre später bereits Realität sein wird. Das zu erklären, ist einfach: Wir beschäftigen uns halt einfach nicht so gerne mit unserer eigenen Endlichkeit.